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Stadt St.Gallen
27.08.2025
27.08.2025 17:15 Uhr

Zweites «Laurenzen-Orgelfestival» zelebriert klangliche Vielfalt

Der Eintritt ist frei, Reservationen für die Solo-Konzerte sind aber notwendig
Der Eintritt ist frei, Reservationen für die Solo-Konzerte sind aber notwendig Bild: Archiv
Das Laurenzen-Orgelfestival in der Kirche St.Laurenzen lädt vom 7. bis 21. September 2025 zu einem vielfältigen Programm ein. Vom sinfonischen Orgelkonzert über Volksmusik und Renaissance bis zu Beatbox widerspiegelt das Festival den aussergewöhnlichen Reichtum der Goll-Orgel.

Die Veranstalter des Festivals freuen sich, das Publikum zum 2. Laurenzen-Orgelfestival begrüssen zu dürfen. Das Programm rund um die grossartige Goll-Orgel ist vielfältig und reicht von sinfonischen Orgelkonzerten über Volksmusik und Renaissance bis zu Beatbox. Damit wird der klangliche Reichtum der Laurenzen-Orgel eindrücklich erlebbar.

Eintritt ist frei

Alle Anlässe des Festivals können ohne Eintritt besucht werden – mit Ausnahme der Darbietungen während der Museumsnacht. Die Organisatoren betonen, wie dankbar sie für eine grosszügige Kollekte sind. Ein besonderer Dank gilt den Sponsoren, der Ria & Arthur Dietschweiler Stiftung und der Friedheim Stiftung.

Obligatorische Reservation notwendig bei Solo-Konzerten

Für die grossen Solo-Konzerte sind Reservierungen notwendig. Das Festivalteam lädt das Publikum herzlich ein, die Vielfalt des Programms zu entdecken und unvergessliche musikalische Momente zu erleben.

Das Team von «St.Laurenzen klingt» freut sich auf zahlreiche Besucher.

www.laurenzen.ch/konzerte/festival

Orgelspieler Wolfgang Seifen Bild: zVg

Wolfgang Seifen: «Die Seele eines Instruments ergründen»

Wolfgang Seifen, Sie gehören zu den führenden Experten für Orgelimprovisation. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben? Gab es da ein auslösendes Ereignis?
Meine besondere Affinität wurde durch meinen Lehrer Hermann Kräling aus Oberaussem entscheidend geprägt. Das auslösende Ereignis aber war die Erfahrung eines Gottesdienstes in Notre-Dame (Paris) mit Pierre Cochereau an der Orgel. Die Klangpracht des Instruments, die Genialität der dargebotenen Improvisationen und der korrespondierende Bezug zur Liturgie waren überwältigend für mich.

Ist es Ihnen beim Spielen schon einmal passiert, dass Sie den Faden verloren haben? Falls ja, wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, den Faden habe ich in all den vielen Jahren meiner Konzert- und Kirchenmusikerpraxis nie verloren. Über diesen glücklichen Umstand bin ich sehr dankbar und das ist keine Selbstverständlichkeit. Selbstverständlich geschehen innerhalb einer Improvisation immer Dinge, auf welche der Improvisator reagieren muss. Das kann verschiedene Gründe haben: ein technischer Fehler oder ein Moment nicht ausreichender Konzentration. Das liegt aber im Selbstverständnis dieser Kunst und kann durch ausreichende Praxis relativiert werden.

Wie bereiten Sie sich auf die einzigartige Surround-Akustik der Orgel vor?
Die Vorbereitung erfolgt nach meiner Ankunft direkt am Instrument. Im Übrigen erfordert so eine Massnahme jede Orgel, egal wie gross oder unkonventionell diese ist. So etwas kann man nicht theoretisch und vorab planen. Hierzu ist es erforderlich, das Instrument zu hören und zu spielen.

Spielen Sie auf der Surround-Orgel bewusst anders als auf einer normalen Orgel?
Wie ich an diesem Instrument agieren werde, wird sich nach dem Kennenlernen vor Ort entscheiden. Hierbei wird sich das Spiel selbst sicherlich kaum unterscheiden, jedoch die Anwendung der verschiedenen Werke entweder getrennt oder in Kombination. Letztlich geht es darum, «die Seele eines Instruments» zu ergründen und sich entsprechend darauf einzulassen.

Bernhard Ruchti an der Orgel Bild: zVg

Bernhard Ruchti: «Man wird richtiggehend von Musik umschlossen»

Bernhard Ruchti, es dauert nur noch sechs Tage, bis das Orgelfestival startet. Wie ist die Stimmung im Team und läuft alles nach Plan?
Die Stimmung ist sehr gut und wir haben alle eine grosse Freude an dem reichhaltigen und vielfältigen Programm. Es ist alles bereit für die Konzerte und Gottesdienste, die Orgel wird in den Tagen vor dem Festival nochmals richtig gut gestimmt und dann kann es losgehen. 

Was ist Ihr persönliches Highlight, worauf Sie sich am meisten freuen?
Grundsätzlich freue ich mich auf jede einzelne Veranstaltung. Müsste ich eine herauspicken, würde es wohl die Vesper am 12. September sein: da werde ich zusammen mit Ute Gareis Minimal Music von Philip Glass spielen. Diese Musik mag ich sehr und sie klingt in St.Laurenzen sphärisch schön. 

Wie sieht es mit den Tickets aus? Hat es noch welche?
Auf jeden Fall. Bei allen Konzerten ist das Mittelschiff schon gut gefüllt, aber es gibt noch Plätze, und selbstverständlich kann man auch an die Abendkasse kommen. 

Die Surround-Orgel ist rund ein Jahr alt. Wie hat sich das Instrument seither entwickelt und wie wird es vom Publikum aufgenommen?
Das Schönste an diesem Projekt ist für mich, wie viele Menschen sich von diesem Instrument berühren lassen. Die Klänge kommen von der Nord-, Süd-, West und Ostseite und man wird richtiggehend von Musik umschlossen.
Unsere Orgelführungen sind sehr beliebt, die Konzerte bestens besucht, und auch internationale Gäste zeigen sich begeistert. Natürlich mussten wir anfangs noch ein paar Kinderkrankheiten der Elektronik nachjustieren, doch inzwischen hat sich die Orgel bestens akklimatisiert und ist so richtig angekommen. 

Damit ist sie bereit fürs Orgelfestival. Was ist denn in diesem Jahr neu oder besonders?
Formal bleibt es bei zwei Wochen voller Musik an drei verlängerten Wochenenden, aber inhaltlich öffnen wir die Türen weit: Es gibt drei klassische Galakonzerte. Ich habe die Eröffnungs-Ehre, danach folgen der Berliner Improvisations-Virtuose Wolfgang Seifen und Kanadas Starorganistin Isabelle Demers. Dazwischen wagen wir stilistische Seitensprünge. Wir haben zum Beispiel ein Volksmusik-Ensemble zu Gast. Und es gibt ein Konzert mit Minimal Music, ein anderer Abend entführt ins Charleston-Fieber der 1920er-Jahre und an der Museumsnacht begegnet unsere Orgel sogar der Beatbox-Weltmeisterin aus Bulgarien. Kurz gesagt: mehr Klangfarben, mehr Genres, mehr Überraschungen.

Am 31. Juli war der Todestag von Franz Liszt. Welchen Bezug haben Sie persönlich zu Liszt und spiegelt sich das im Festival wieder?
Liszt begleitet mich seit meiner Studienzeit. In meinem Forschungs- und Aufnahmeprojekt «A Tempo» habe ich seine Werke auf historische Tempi untersucht, seine gewaltige Fantasie und Fuge «Ad nos, ad salutarem undam» eingespielt und 2021 ein Buch zur Aufführungspraxis veröffentlicht.
Liszt war ein Klangvisionär, der Räume in Musik verwandelt hat. Genau das ermöglicht auch unsere Surround-Orgel. Darum erklingt im Eröffnungskonzert eine neu an den Kirchenraum angepasste Fassung seiner berühmten Hommage an Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge über B-A-C-H. 

Das klingt spannend. Wo sollte man denn sitzen, um das Surround-Erlebnis wirklich auszukosten? 
Ideal ist das Mittelschiff, Reihe fünf bis zehn. Dort sind Sie nah genug am Spieltisch, um die Virtuosität zu sehen, und exakt im akustischen Zentrum zwischen den neuen Seiten- und Westwerken. Das gesamte Schiff erlaubt jedoch eine vollumfängliche Wahrnehmung der Orgel. Es lohnt sich also, gute Plätze zu reservieren. Zumal sie ja auch gratis sind. 

 Alle Konzerte sind gratis?
Ja. Und wir sind sehr dankbar, dass wir das immer noch so anbieten können. Wir haben nur eine freiwillige Kollekte für alle, die das Festival unterstützen möchten, und ganz ehrlich: Ohne die wäre so ein Event nicht realisierbar. Davon ausgenommen ist die Museumsnacht. Dafür muss man Tickets kaufen.

Frage: Für wen ist das Orgelfestival eigentlich gedacht?
Für alle, die sich von Musik begeistern lassen möchten. Egal, ob eingefleischter Orgelfan oder neugieriger Erstbesucher. Die Palette reicht von barocken Präludien über romantische Klangwolken bis zu Volksmusik und Beatbox. So können alle das herauspicken, was zum eigenen Geschmack passt. Dank freiem Eintritt und fehlendem Dresscode gibt es keine Hürden. Es braucht nur offene Ohren.
Mein Ziel ist es, dass jemand, der noch nie in einem Orgelkonzert sass, hier sein persönliches «Aha-Erlebnis» hat und vielleicht sogar wiederkommt.

www.laurenzen.ch/konzerte/festival

pd/ako
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