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Stadt St.Gallen
25.08.2025
25.08.2025 17:42 Uhr

Cemile Sahin präsentiert «BB – Born to Bloom»

Bild: zVg
Die Kunst Halle Sankt Gallen widmet der kurdisch-alevitischen Künstlerin Cemile Sahin ihre erste Einzelausstellung in der Schweiz. Sahin ist eine Erzählerin, die in so unterschiedlichen Medien wie Film, Fotografie, Literatur oder Installationskunst arbeitet.

Die Kunst Halle Sankt Gallen zeigt mit «BB – Born to Bloom» neue Arbeiten von Cemile Sahin, die ihre künstlerische Auseinandersetzung mit der Schnittstelle von Natur und Krieg fortführen. Im Zentrum der Ausstellung steht eine mehrkanalige Videoinstallation, die kurdische und schweizerische Landschaften miteinander verbindet.

Bergpanoramen als Symbolcharakter

Beide Topografien sind geprägt von eindrucksvollen Bergpanoramen, die Symbolcharakter tragen: Die Schweizer Alpen stehen einerseits für touristische «Swissness» und dienten zugleich als zentrales Verteidigungsdispositiv der Schweizer Armee.

Die schwer zugänglichen kurdischen Bergregionen wiederum sind Sinnbild für Widerstandskampf und Freiheit.

Entwicklung militärischer Kampfdrohnen

Sahin verknüpft diese geografischen und politischen Bezüge mit historischen Linien: Der «Lausanner Vertrag» von 1923 legte die Grenzen der Türkei fest und untergrub die territoriale Souveränität des kurdischen Volkes.

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Dass Lausanne heute ein Standort für die Entwicklung militärischer Kampfdrohnen ist und die Schweiz zu den weltweit am stärksten bewaffneten Ländern gehört, thematisiert Sahin unter anderem in ihrer Videoarbeit Gewehr im Schrank (2023).

Die Geranie und die Freiheitsblume

In «BB – Born to Bloom» werden zwei Blumen zu starken Symbolen dieser Ambivalenzen: die Geranie, als «Schweizer Nationalblume» allgegenwärtig auf Balkonen und in Gärten, und die Gula Xemgîn (dt. Kaiserkrone), die «Freiheitsblume der Berge» in der kurdischen Erzählung. 

Sie blüht ausschliesslich in Höhenlagen – nur dort, wo sie wirklich frei sein kann. So schafft Sahin eine fragile Metapher für die Überschneidung von Landschaft, Identität und Gewalt.

Popkulturelle Ästhetik prägt Sahins Kunst

Ihre Werke sind geprägt von einer bewusst popkulturellen Ästhetik: schnell geschnittene «Found-Footage-Videos», poppige Parolen auf grossformatigen Werbeträgern, bunte Fakeblumen in Epoxidharz. Farben, Materialitäten und Sprache zitieren Logiken sozialer Medien und schaffen immersive Installationen, die mit Text- und Bilderfluten in den Bann ziehen.

Neben der bildenden Kunst ist auch die Literatur Teil von Sahins Praxis. Für ihre drei Romane Taxi (2019), Alle Hunde sterben (2020) und Kommando Ajax (2024) wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem renommierten Erich-Fried-Preis 2025 in Österreich sowie einer Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse 2025.

Rahmenprogramm

Am Samstag, 6. September 2025, ist die Kunst Halle Sankt Gallen im Rahmen des Klang Moor Schopfe Festivals in Gais (AR) zu Gast. Um 13 Uhr liest Cemile Sahin dort aus ihren Texten.

Zur Museumsnacht bietet die Kunst Halle Sankt Gallen unter anderem eine Tandem-Führung mit dem Verein Kultur für alle an.

pd/ako
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