Die Nachbarstädte Winterthur und Bregenz haben im Pride-Monat Juni ihre Strassen mit dutzenden Regenbogenfahnen geschmückt. In grösseren Schweizer Städten wie Zürich und Bern gehören diese Flaggen im Juni seit Jahren zum Strassenbild.
Doch der St.Galler Stadtrat will diese Farbtupfer nicht und ist anlässlich der Pride Ende August nur bereit, eine einzige Fahne am Waaghaus auszuhängen.
Die oft zu sehenden kleinen Werbefähnchen an den Bussen der Verkehrsbetriebe müssten die Veranstalter selbst finanzieren – sie würden zudem nur am Veranstaltungstag selbst auf den Bussen wehen.
In den Gassen und Strassen der Innenstadt, in denen von der Olma über das CSIO und das Openair bis zum «Start Hack» ständig irgendwelche Flaggen hängen, dürfen keine Regenbogenfahnen wehen – aus politischen Gründen, wie der Stadtrat sagt.
Allerdings bewilligt er Werbefahnen für andere, politisch klar zuzuordnende Events wie das Managementsymposium an der HSG.
Mehrfach und auch mithilfe von Mitgliedern des Stadtparlaments wurde versucht, den Stadtrat von seinem Nein abzubringen – ohne Erfolg.
Deshalb lancieren die queeren Organisationen nun einen Aufruf, an möglichst vielen privaten Gebäuden und Balkonen Regenbogenfahnen aufzuhängen.
Diese werden in Sevelen im St.Galler Rheintal hergestellt und können auf der Internetseite www.pride-fahnen.ch bestellt werden. So sorgt Sevelen für die Beflaggung der Kantonshauptstadt.
Die unterzeichnenden queeren Organisationen (St.Gallen Pride, queer lake, Otherside, Queerfussball Ostschweiz, Pink Cross, Transgender Network Switzerland, LOS Lesbenorganisation Schweiz)sind nicht nur über die Haltung des Stadtrates zu den Regenbogenfahnen enttäuscht. Sie stellen auch fest, dass in jüngster Zeit alle politischen Vorstösse zugunsten der Queers konsequent abgelehnt wurden.
Ein Meldetool für Hassverbrechen, die Einführung des LGBTIQ*-Labels für die Verwaltung und kostenlose STI-Tests für Jugendliche und junge Erwachsene sind in jüngster Zeit alle an der ablehnenden Haltung des Stadtrates gescheitert.
Mit Blick auf die erwähnten umliegenden Städte ist die Position der Mehrheit der St.Galler Stadtregierung und des Stadtparlaments aus Sicht der unterzeichnenden regionalen und nationalen Organisationen beschämend – nicht zuletzt, weil der Stadtrat in seinen eigenen Legislaturzielen die Förderung der gesellschaftlichen Vielfalt hervorstreicht.
Die Organisationen wünschen sich nun, dass Bewohner und Hauseigentümer mit privat ausgehängten Regenbogenfahnen ihre Solidarität mit den Queers zeigen.