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Stadt St.Gallen
18.06.2025

Filmpodium thematisiert psychische Erkrankungen und Angehörigenrollen

«Bilder im Kopf» zeigt einen ganz persönlichen Weg
«Bilder im Kopf» zeigt einen ganz persönlichen Weg Bild: zVg
Am 28. Juni 2025 lädt «Stand by You Ostschweiz» in die Lokremise zum Filmpodium «Bilder im Kopf». Der eindrucksvolle Dokumentarfilm von Eleonora Camizzi eröffnet neue Perspektiven auf psychische Erkrankungen und die oft vergessene Rolle der Angehörigen.

Menschen mit psychischen Erkrankungen werden nach wie vor stark stigmatisiert. Ein Stigma ist aber keine Bagatelle – Stigma ist soziales Unrecht. Wie kann man das Thema enttabuisieren? Wie gehen Angehörige von Betroffenen damit um?

Als Tochter eines psychisch erkrankten Vaters ging es der Regisseurin Eleonora Camizzi zuerst darum, die Erkrankung zu verstehen, sie sichtbar zu machen und zu enttabuisieren.

Doch bald erkannte sie, dass es dabei nicht nur um ihn geht, sondern auch um sie selbst. Der Film wurde eine Untersuchung ihrer eigenen Ängste, ihres Unvermögens und der Sehnsucht nach klaren Antworten in einer vielschichtigen Beziehung.

«Der Film hat eine Botschaft an uns alle: Menschen können sehr verschieden sein. Der Umgang mit dieser Verschiedenheit ist nicht immer leicht. Dennoch sind wir aufgerufen, uns dieser zu stellen – auch im Wissen darum, dass man scheitern kann. Dieses Scheitern ruft uns dazu auf, Menschen in ihrem Anderssein auf Augenhöhe zu begegnen», beschreibt Bruno Facci, Präsident a. i. von Stand by You Ostschweiz.

Eine 2024 durchgeführte Sotomo-Studie zeigt auf, dass 90 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in ihrem sozialen Umfeld mindestens eine Person kennen, die schon einmal psychisch erkrankt ist – 73 Prozent kennen sogar mehrere Personen.

59 Prozent – rund 4,3 Millionen Menschen – waren schon in der Rolle eines Angehörigen eines psychisch erkrankten Familienmitglieds oder haben eine psychisch erkrankte Person aus ihrem sozialen Umfeld aktiv unterstützt. Etwa die Hälfte davon, also rund 2,1 Millionen Menschen, sind aktuell in dieser Situation. Das ist jede vierte Person in der Schweiz.

Eleonora Camizzi bei der Verleihung des Jurypreises «Visioni» an «Bilder im Kopf» bei den Solothurner Filmtagen 2025 Bild: zVg

73 Prozent der Personen, die ein Mitglied der Kernfamilie unterstützen oder unterstützt haben, gaben an, dass diese Unterstützung für sie eine psychische Belastung ist oder war. Je länger diese Rolle dauert, desto grösser werden die Konflikte zwischen unterstützenden Angehörigen und den Betroffenen. Hinzu kommen die eigene psychische Belastung der Angehörigen und eine nachweisliche Beeinträchtigung ihrer persönlichen Gesundheit.

79 Prozent der Betroffenen selbst finden, sie würden von der Gesellschaft zu wenig verstanden.

Das korreliert mit dem Ergebnis der Gesundheitsstudie der CSS von 2022, in der 78 Prozent der Befragten angaben, dass psychische Erkrankungen zu wenig gesellschaftliches Verständnis erhalten. 

«Eine Ursache für das Unverständnis ist die nach wie vor verbreitete Stigmatisierung von psychisch erkrankten Menschen samt deren Angehörigen. Zwar hat sich die Stigmatisierung von weniger schwerwiegenden psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren vermindert – auch dank Persönlichkeiten, die sich öffentlich zu Wort melden –, doch es wird nach wie vor nicht offen über die Erkrankungen gesprochen: Es herrscht vielerorts Scham», bedauert Facci.

«Das Filmpodium möchte den öffentlichen Diskurs zum Thema anregen und zur Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen beitragen. Es soll aber auch die grosse Lücke in der Begleitung und im Einbezug von Angehörigen thematisieren. Denn die Angehörigen sind systemrelevant. Ohne ihr grosses Engagement würden im Gesundheitswesen immense Kosten anfallen.»

Nach einer kurzen Einführung werden verschiedene Ausschnitte aus dem Film gezeigt, die als Gesprächs- und Diskussionsgrundlage für das anschliessende Podium dienen. 

Moderiert wird dieses von Alexa Meier. Gesprächspartner sind die Regisseurin Eleonora Camizzi, Edith Scherer, Angehörigenberaterin der Psychiatrie St.Gallen, Beat Canonica, Peer und Genesungsbegleiter, sowie Thomas Maier, Chefarzt der Forel Klinik Ellikon.

Das Filmpodium findet am 28. Juni 2025 von 10.00 bis 11.30 Uhr im Kinok – Cinema in der Lokremise in St.Gallen statt. Der Eintritt ist frei. Organisiert wird der Anlass von Stand by You Ostschweiz.

Stand by You Ostschweiz ist die Freiwilligenorganisation für Angehörige und Vertraute von Personen mit psychischen Erkrankungen in den Kantonen SG, TG, AR, AI, GL und im Fürstentum Liechtenstein. Sie bietet Unterstützung und Information, um sicherzustellen, dass in Krisen niemand alleingelassen wird. Die Mitglieder verstehen die Herausforderungen, die Angehörige und Vertraute durchleben, und setzen sich dafür ein, dass sie die Hilfe erhalten, die sie und die Betroffenen benötigen – weil sie selbst Betroffene sind.

stgallen24/stz.
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