Vier Frauen und ein Mann liessen sich 2025 für je eine Woche in der nachgebauten Wiboradazelle bei der Kirche St.Mangen einschliessen. Wie die Inklusin im Mittelalter wurden sie von der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgt und standen durch das Zellenfenster für Gespräche zur Verfügung. Insgesamt suchten 629 Personen den Kontakt, darunter 18 Schulklassen und 18 Gruppen.
Die lange in Vergessenheit geratene Wiborada von St.Gallen erfreut sich wachsender Sichtbarkeit – auch im Stadtbild. So heisst die neu eröffnete Passerelle über den Unteren Graben nach der mittelalterlichen Heiligen und Bewahrerin des Klosterschatzes.
Nun ist es möglich, auf Wiboradas Spuren quer durch St.Gallen zu wandeln: von der Wiboradakapelle in St.Georgen über den Wiboradabrunnen und St.Mangen, wo Wiborada als Inklusin lebte, via der Wiboradapasserelle bis zum neuen Wiboradaraum im Süden der Stadt.
Erstmals nach einer Frau benannt: Wiboradaraum an der HSG
Denn an der Universität St.Gallen wurde erstmals ein Raum nach einer Frau benannt: Neben «Gallus» und «Vadian» trägt nun auch ein Raum im HSG Square den Namen «Wiborada».
Auf den ersten Blick unscheinbar, ermöglicht der Raum im Untergeschoss Rückzug und Ruhe: «Denn zu einer umfassenden Persönlichkeitsbildung gehört auch die Innenschau», sagte Tim Kramer, Intendant des HSG Square, bei der feierlichen Eröffnung.
Die Namensgebung ist der Beharrlichkeit von Studenten rund um Lea Vannini zu verdanken. «Als Square leben wir von Initiativen wie eurer. Dafür danke ich euch herzlich», so Kramer.