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Leserbrief
Stadt St.Gallen
13.06.2025

«Auf dem Weg zum Provinznest»

Bild: Collage: stgallen24
Gallus Wirrer nimmt in seinem Leserbrief kritisch Stellung zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt, zur Verkehrspolitik und zum Umgang mit Finanzen und Unternehmen. Er warnt vor einem schleichenden Bedeutungsverlust und fordert ein Umdenken.

«Der Niedergang der Stadt St.Gallen hat längst begonnen. Industrie- und Gewerbebetriebe wie die Schokoladenfabrik Maestrani oder die Maschinenhersteller Kellenberger und Gema werden vertrieben durch fehlende oder verhinderte Expansionsmöglichkeiten und Unmengen an Vorschriften.

Die mobilitätsfeindliche Verkehrsplanung und der dogmatische Abbau von Parkplätzen machen wiederum Detaillisten mit anspruchsvollem Angebot den Garaus.

Gerade wurden weitere oberirdische Parkplätze aufgehoben. Auch wenn eine lebensferne HSG-Studie glauben machen will, dies habe keinen Einfluss: Früher gab es in der Innenstadt vielfältiges Gewerbe, doch diese Betriebe sind weitgehend verschwunden. Heute finden sich an besten Verkaufslagen Billig-Discounter, Barber-Shops, Pop-up-Stores und Outlets.

Die Kunden fahren zu den Malls in der Peripherie oder shoppen im Internet. Sie würden Stadtplanern und Wissenschaftlern sicher erklären, wieso – falls man sie denn fragen würde.

Jetzt ziehen auch noch die Dienstleister weg. Mit dem Wegzug des Helvetia-Hauptsitzes verliert die Stadt weitere gut bezahlte Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.

Nach der Ablehnung der Erhöhung des Finanzausgleichs müssen Stadtrat und Stadtparlament dringend Sparmassnahmen einleiten.

Bei einem ausufernden Bestand von aktuell 2900 Stadtangestellten, überteuerten Bauvorhaben und unzähligen Fremdaufträgen bietet sich ein grosses Sparpotenzial. Forderungen von Links-Grün nach der Abstimmungsniederlage, die man schlicht mit «noch mehr Geld ausgeben» zusammenfassen kann, lassen allerdings Zweifel aufkommen, ob alle den Ernst der Lage begriffen haben.

Der unnötige ideologische Disput der Linken um den Namen des Raiffeisenplatzes belegt deren wirtschaftsfeindliche Agenda. Soll die Raiffeisen-Holding die Stadt auch noch verlassen? Wer, wenn nicht die Wirtschaft und die guten Steuerzahler, soll eigentlich all die links-grünen Träumereien wie grünes Gallustal, grüner Spelteriniplatz, Quartierpärke, zusätzliche Tagesstätten und steigende Sozialausgaben bezahlen?

Die Stadtbehörden müssen sich jetzt intensiv um die Förderung der Wirtschaft kümmern, glaubwürdige Sparanstrengungen unternehmen und eine attraktive Steuerstrategie vorlegen.

Sonst verkommt St.Gallen zu einem schäbigen, gesichtslosen, verarmten Provinznest.

Viele seelenlose deutsche Städte geben Anschauungsunterricht, was St.Gallen auf keinen Fall nachmachen sollte.»

Gallus Wirrer, St.Gallen
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