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Gaiserwald
09.04.2025
16.04.2025 08:58 Uhr

Von der Berghütte ins Rampenlicht

Was mit einer Berghütte und einem Sturm beginnt, endet auf der virtuellen Weltbühne
Was mit einer Berghütte und einem Sturm beginnt, endet auf der virtuellen Weltbühne Bild: zVg
Mit «The Secret of the Mountain Hut» ist der erste Teil einer KI-generierten Kurzfilm-Trilogie erschienen, die bereits bei drei internationalen AI Film Festivals nominiert wurde – als Synchronsprecher sind u.a. Walter Andreas Müller, Reto Scherrer und Michael von der Heide dabei. Hinter dem Projekt steht der Abtwiler Unternehmer Pasquale de Sapio.

Pasquale de Sapio, der mit seinem Werk neue kreative Massstäbe setzt, absolvierte sein Studium an der SAE Zürich und bringt jahrzehntelange Erfahrung in Musik-, Film- und Fernsehproduktionen mit.

In einer abgelegenen Hütte begibt sich ein Wandererpaar wegen eines Wetterunglücks in eine skurrile Welt:

ein strickendes Alpenschaf, ein literaturbegeisterter Geissbock und eine Kuh, die kocht. Was verspielt beginnt, entwickelt sich zur Geschichte einer tierischen ESC-Band – inklusive rappendem Stier, kreativer Bruchlandung und grossem Finale.

Alle Stimmen, Bilder und Songs wurden mithilfe fortschrittlicher KI-Technologie generiert.

«The Secret of the Mountain Hut» ist Finalist bei den AI Film Awards in Paris und wurde auch beim Seattle AI Film Festival und dem Tianjin International Academic Film Festival nominiert.

Die internationale Resonanz zeigt: Kreative KI-Projekte aus der Schweiz werden Teil einer globalen Bewegung. «Künstliche Intelligenz ist ein kreativer Verstärker», sagt Projektleiter Pasquale de Sapio. «

Sie verändert, wie Geschichten erzählt werden. Sie eröffnet neue Ausdrucksformen und verändert grundlegend, wie audiovisuelle Inhalte produziert werden – und wer sie erzählen kann.»

Parallel zur englischen Originalfassung erscheint eine Version im Schweizer Dialekt – mit bekannten Stimmen:

Mit dabei sind unter anderem Walter Andreas Müller und Michael von der Heide. Für die Schweizer Version der Trilogie kam ein innovatives Verfahren zum Einsatz: Die Stimmen der prominenten Sprecher wurden mithilfe generativer KI automatisch an die Lippensynchronität der englischen Motion-Sequenzen angepasst – ohne dass sie ihre Texte lippensynchron einsprechen mussten.

Insbesondere bei Sprachadaptionen, bei denen unterschiedliche Sprachlängen oft zu Herausforderungen führen, ermöglicht diese Technologie eine effiziente und präzise Synchronisation.

Gerade in einem Land mit vier Landessprachen eröffnet diese Entwicklung neue Möglichkeiten und könnte dazu beitragen, Minderheitensprachen wie Rätoromanisch sicht- und hörbarer zu machen.

Was früher Millionenbudgets und grosse Teams erforderte, wird dank KI für Einzelpersonen und kleine Studios möglich.

Die Trilogie ist ein Beispiel für die Demokratisierung von Filmproduktion – ein kreatives Statement für neue Ausdrucksformen und den Wandel in der Medienwelt.

KI ersetzt dabei nicht die Kreativität des Menschen – sie erweitert jedoch den Spielraum für neue Formen des Geschichtenerzählens. Die zwei nächsten Teile der Trilogie sowie ein vollständig KI-generierter «Song» werden in den nächsten zwei Wochen jeweils am Mittwoch veröffentlicht.

Das Projekt ist Teil einer wachsenden KI-Kreativszene in der Schweiz.

Plattformen wie KImpact, gegründet 2023, fördern den Austausch zwischen Kreativen, Technologen und Medienprofis. Ziel ist es, die gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Integration von KI aktiv mitzugestalten.

Pasquale de Sapio: «Künstliche Intelligenz ist für mich ein zusätzliches Instrument – ein kreativer Verstärker.
Sie eröffnet neue Ausdrucksformen und verändert grundlegend, wie audiovisuelle Inhalte entstehen. Gleichzeitig demokratisiert sie den Zugang zur Filmproduktion. KI mag den Produktionsprozess beschleunigen – doch es bleibt der Mensch, der sie lenkt, auswählt, verfeinert und ihr kreative Tiefe verleiht. Diese neue Freiheit eröffnet die Möglichkeit, Geschichten anders, schneller und mutiger zu erzählen. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen – und Innovation nicht zu bekämpfen, sondern sinnvoll zu gestalten. Noch nie wurde technischer Fortschritt durch Verbote aufgehalten – warum sollte es bei KI anders sein? Umso wichtiger ist es, ihn mit kluger Regulierung in die richtigen Bahnen zu lenken.»

Bild: zVg

Walter Andreas Müller (synchronisiert den Steinbock, den Geist in der Kuckucksuhr und die Maus): «Als Schauspieler ist das hier meine erste Begegnung mit dem Phänomen KI. Ich denke, es handelt sich um eine sehr interessante Entwicklung. Es wird spannend sein, wohin sich diese Technik bewegt. Für Sprecher und Schauspieler ergeben sich damit neue Dimensionen, wie mit ihrem Arbeitsinstrument, der Stimme, letztendlich umgegangen wird – und wie weit sich die Persönlichkeit des Künstlers schützen lässt.»

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Reto Scherrer (synchronisiert den Stier): «Ich denke, insgesamt trägt KI dazu bei, Content-Produktionen kreativer, effizienter und zielgerichteter zu gestalten. Für mich entscheidend ist aber der Mensch, der zwingend vor der künstlichen Intelligenz das Schlusswort bestimmt.»

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Richard Millius (synchronisiert den Alpöhi): «Für mich als Vertreter einer Generation, die noch nicht mit den digitalen Medien aufgewachsen ist, fühlt sich KI wie eine Technologie aus einem Science-Fiction-Film an. Es scheinen sich unbegrenzte Möglichkeiten in vielen Branchen zu eröffnen. Aber wo etwas grundsätzlich Gutes, Neues entsteht, ist der Missbrauch nicht weit weg. Intelligente, durchführbare Regelungen im Umgang mit KI sind auf alle Fälle wichtig – und wirksamer als Verbote.»

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Michael von der Heide (synchronisiert die Ratte): «Künstliche Intelligenz ist für mich ein Spielfeld für meine Inspirationen.»

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pd/stz.
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