«Warum ist nur eine Steuererklärung im Briefkasten?»
Bekommt man einen solchen Kompass schon in Kindstagen mit auf den Weg, sollte es nicht verwunderlich sein, wenn mit zunehmendem Alter einmal die Frage auftaucht, wieso es denn für meine Eltern immer nur eine Steuererklärung im Briefkasten hatte und nicht zwei, handelt es sich doch um zwei eigenständige Personen? Dies war mir unverständlich – gerade auch vor dem Hintergrund, dass es doch als Frau viel cooler ist, finanziell unabhängig vom allfälligen Ehepartner zu sein.
Die Frage hat sich denn bis heute auch noch nicht geklärt: In der Schweiz werden Ehegatten als Einheit besteuert. Tönt auf den ersten Blick voll romantisch. Doch gerade als junge Frau frage ich mich dann, ob es vielleicht einen Zusammenhang gibt zum Umstand, dass Frauen – gerade auch gut ausgebildete – nach der Geburt eines Kindes nicht wieder ins Erwerbsleben eintreten wollen? Nun, die Antwort ist simpel: Aufgrund der Steuerprogression lohnt es sich vielmals für Familien nicht, dass ein Zweiteinkommen überhaupt generiert wird, weil die Familie so automatisch in eine höhere Progressionsstufe rutscht und deshalb überproportional mehr Steuern bezahlt werden müssen.
Meistens handelt es sich dabei (immer noch) um das Einkommen der Frau. Und weil die Kita-Plätze sowieso (zu) teuer sind, ist es für die Frau dann auch schlicht günstiger, weiterhin zu Hause zu bleiben und sich nicht um ihr eigenes wirtschaftliches Fortkommen zu kümmern – trotz guter Ausbildung. Das ist in meinen Augen schlicht eine Verschwendung.
Chancengleichheit für Frauen
Es ist mir ein Anliegen, mich gerade als junge, bürgerliche Frau für Hebel für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie einzusetzen – und mit der Einführung der Individualbesteuerung in der Schweiz kämen wir diesem Ziel einen grossen Schritt näher. Ich würde gerne in einem Land leben, in dem Chancengleichheit herrscht und die Frauen, welche einer Erwerbstätigkeit nachgehen wollen, dies auch ungehindert tun können.
Deswegen werde ich mich mit Kräften für diesen «Systemwechsel» der Besteuerung einsetzen. Denn nicht nur hat die Individualbesteuerung etwas mit der Erziehung zu tun, sondern auch die Erziehung mit der Individualbesteuerung.