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Kanton
26.02.2025
26.02.2025 17:52 Uhr

Lichtblick nach dem Erdrutsch: Gestaltungsentwürfe für zerstörte Freiräume nach Erdrutsch in Schwanden ausgezeichnet

Das gesamte Studenten- und Betreuerteam des Studiengangs Landschaftsarchitektur der OST
Das gesamte Studenten- und Betreuerteam des Studiengangs Landschaftsarchitektur der OST Bild: zVg
Bis heute sind die Verwüstungen durch einen Hangrutsch Ende 2023 in der Gemeinde Schwanden im Kanton Glarus sichtbar. Einen Lichtblick für die betroffenen rund 50 Anwohner des Quartiers Plattenau gab ein Projekt mit Landschaftsarchitektur-Studenten der OST. Auf Initiative des selbst vom Erdrutsch betroffenen Jürg Hefti planten die Studierenden, wie die Neugestaltung der zerstörten Freiräume des Quartiers nach der Katastrophe aussehen könnte. Am 25. Februar 2025 wurden die drei Siegerprojekte in Rapperswil-Jona vor rund 100 Zuschauern ausgezeichnet.

Bis heute sind die Verwüstungen durch einen Hangrutsch Ende 2023 in der Gemeinde Schwanden im Kanton Glarus sichtbar. Einen Lichtblick für die direkt Betroffenen – rund 50 Anwohner des Quartiers Plattenau – gab ein Projekt mit Landschaftsarchitektur-Studierenden der OST.

Auf Initiative des selbst vom Erdrutsch betroffenen Jürg Hefti planten die Studierenden, wie die Neugestaltung der zerstörten Freiräume des Quartiers nach der Katastrophe aussehen könnte. Gestern Abend wurden die drei Siegerprojekte in Rapperswil-Jona vor rund 100 Zuschauern ausgezeichnet.

Der Hangrutsch in Schwanden Bild: zVg

Die Erinnerungen an den Hangrutsch von Schwanden Ende 2023 sind bei Gemeinderätin Gabi Aschwanden aus Glarus-Süd noch frisch. Bei der gestrigen Prämierungsfeier an der OST beschrieb sie eine geplante Begehung des Quartiers Plattenau, kurz nachdem rund 100 Bewohner vorsichtshalber aus dem möglichen Hangrutschgebiet evakuiert worden waren. «Ich war zu früh dran und habe in den Hang geschaut, als plötzlich Bäume mitten zwischen den Häusern umfielen. Danach ging alles schnell, und dieses braune Monster kam, begleitet von einer Staubwolke, den Hang herunter. Ich dachte nur: Da kommen gerade Menschen ums Leben», schilderte Aschwanden ihre Erinnerungen.

Bis heute sei kein einziger Mensch ums Leben gekommen, doch 15 Gebäude mussten vollständig abgerissen werden. Insgesamt entstand ein Schaden von rund 25 Millionen Franken an Wohn- und Geschäftsgebäuden. «Man kann nur beeindruckt sein, wie professionell mehr als 500 Helfer über Monate während und nach der Naturkatastrophe Grossartiges geleistet haben», so Aschwanden.

Landschaftsarchitektur im Zeichen des Klimawandels

Für einen Lichtblick konnten Landschaftsarchitektur-Studierende der OST sorgen. Auf Initiative von Jürg Hefti, einem der betroffenen Bewohner im Erdrutschgebiet, planten Studierende des Studiengangs Landschaftsarchitektur im Rahmen eines innovativen studentischen Wettbewerbs – begleitet von OST-Professor Peter Vogt – wie die Freiräume im verwüsteten Quartier Plattenau wieder lebenswert gestaltet werden können.

Gerade der Aspekt der Solidarität war Vogt ein besonderes Anliegen. Der Projektwettbewerb, der den kreativen Entwurfsprozess sowie aktuelle Ausführungstechnologien kombinierte, bot eine hervorragende Gelegenheit, die gesamte digitale Baukette – von der Datenerfassung über die Gestaltung und Modellierung bis hin zur Bauausführung – praxisnah zu erleben und zu erproben.

Die drei Siegerteams mit Professor Peter Vogt Bild: zVg

Professor Christian Kaindl, Studiengangsleiter Landschaftsarchitektur der OST, betonte, dass der Wettbewerb anhand eines realen Projekts eine wertvolle Erfahrung für die angehenden Landschaftsarchitekten ist.

Mit einer Prise Humor beschrieb es der Glarner Ständerat Benjamin Mühlemann, einer der Trägerkantone der OST, gestern so: «Unsere Glarner Fachhochschule hat zusammen mit der Gemeinde Konzepte ausgearbeitet, wie das bis heute teils noch verwüstete Quartier wieder belebt und die Freiräume lebenswert gestaltet werden können.»

Moderiert von OST-Stabschef Alex Simeon wurden insgesamt drei Siegerprojekte ausgezeichnet. Alle drei nutzen unter anderem Material aus dem Erdrutsch:

  • Bestes Gesamtprojekt: Die Studenten Felix Kratter und Silvan Wildli überzeugten mit der Idee, im von Unruhe geprägten Quartier wieder einen Ort der Ruhe zu schaffen. Im Zentrum ihres Projekts stehen zwei Brunnen, viel Wasser und eine üppige Begrünung. «Ein sanftes, ruhiges Plätschern könnte das Quartier Plattenau künftig prägen», so Kratter. Die Betonelemente für Pflanzungen und Wasserläufe wollen die Studierenden mit gemahlenem Steinmaterial aus dem Erdrutsch gestalten.
  • Grösste Innovation: Leonie Schenkel und Lucia Schaller setzen auf die Wiederverwendung der Steine aus dem Erdrutsch. Ihr Konzept sieht vor, grosse Findlinge als Sitzsteine zu erhalten und Wege mit aus Verrucano-Findlingen gesägten Platten sowie dazwischenliegenden Grünflächen mit Bäumen und Sträuchern zu gestalten.
  • Grösste Realisierbarkeit: Jan Gattiker und Oliver Portner stellten die Wiederverwendung und einfache Technik für ein kostensensitives Projekt ins Zentrum ihrer Planung. Auch bei ihnen dominieren viele Grünflächen, die Wasser versickern lassen können.

Dank grosszügiger Sponsorenbeiträge erhielten die Siegerprojekte jeweils Gutscheine für Hotelübernachtungen. Als Dank erhielten zudem alle Beteiligten des Wettbewerbs einen Geschenkkorb mit Glarner Produkten.

Jürg Hefti Bild: zVg

Auch wenn sich laut Initiator Jürg Hefti keines der Projekte sofort umsetzen lässt, «bekommen wir als Betroffene durch die ausgezeichneten Projekte einen Hoffnungsschimmer und Aufmerksamkeit für unsere Herausforderungen, die uns bis heute jeden Tag beschäftigen.»

Kostenfrage teilweise noch offen

Wenn Naturkatastrophen Gebäude beschädigen, sind diese Schäden versichert – jene im Freiraum jedoch in der Regel nicht. Laut Hefti wurden viele Betroffene aus der ehemaligen roten Zone inzwischen entschädigt oder haben neue Wohnmöglichkeiten gefunden. Ein grosser Teil der Anwohner des Quartiers ist jedoch nach wie vor mit Herausforderungen konfrontiert.

Der Glarner Ständerat Benjamin Mühlemann formulierte es so: «Nach einer Katastrophe wie dieser braucht es Fachleute, Kreativität und auch Geld. Jürg Hefti hat mit seiner Initiative zusammen mit der OST ein Zeichen der Hoffnung für die Betroffenen im Quartier gesetzt.» Aufgrund der fehlenden Versicherungsabdeckung der Freiräume versuchen die Bewohner des Quartiers Plattenau mit einer Spendenaktion, die Finanzierungslücke von rund 500'000 Franken für die Instandsetzung zu schliessen.

Weitere Informationen zu den Hintergründen und zur Spendenaktion finden Sie auf der Website des Quartiervereins Plattenau unter www.plattenau.ch.

pd/stz.
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