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Stadt St.Gallen
19.02.2025

Naturverbände fordern Anpassungen beim Marktplatz-Projekt

Die Platane Nummer 13 steht seit 74 Jahren zwischen Rondelle und unterer Marktgasse auf dem Marktplatz. Und der drittgrösste Baum auf dem Platz könnte dies noch weitere Jahrzehnte tun
Die Platane Nummer 13 steht seit 74 Jahren zwischen Rondelle und unterer Marktgasse auf dem Marktplatz. Und der drittgrösste Baum auf dem Platz könnte dies noch weitere Jahrzehnte tun Bild: zVg
Noch bis morgen Donnerstag, 20. Februar, liegen in St.Gallen die Pläne zur Neugestaltung von Marktplatz und Bohl öffentlich auf. Lokale Natur- und Umweltverbände anerkennen die Bemühungen der Stadt, in Zusammenhang mit dem Projekt möglichst viele Bäume zu erhalten und möglichst viele neue Bäume zu pflanzen. Für sie bleibt ein Wermutstropfen, dass zwei der grössten Platanen auf dem Marktplatz dem Projekt zum Opfer fallen werden.

Der Verein Grünes Gallustal sowie der Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS) haben sich mehrfach gegenüber der Stadt und öffentlich zur Thematik der Bäume auf Marktplatz und Bohl geäussert. Sie haben sich in Zusammenhang mit der laufenden öffentlichen Auflage der Pläne erneut mit einer Stellungnahme bei der Stadt gemeldet.

Bei einer Aussprache, zu der die Bauverwaltung eingeladen hatte, erläuterten deren Verantwortliche die Sachzwänge, die aus ihrer Sicht die Fällung der grossen Platanen Nummer zwölf und 13 unumgänglich machen.

Verbände anerkennen Bemühungen für mehr Ökologie

Die zwei lokalen Natur- und Umweltverbände anerkennen ausdrücklich die Bemühungen der Stadt, in Zusammenhang mit dem Marktplatzprojekt den bereits vorhandenen Baumbestand möglichst zu erhalten und im Rahmen der Neugestaltung möglichst viele neue Bäume zu pflanzen.

Sie sind erfreut, dass die Ende 2023 umkämpfte Platane Nummer elf, die Linde Nummer 17 und die Platane Nummer zehn entgegen den ersten Plänen nun doch stehen bleiben können. Die Verbände haben zudem Verständnis dafür, dass drei kleinere Bäume entlang der Marktgasse gefällt werden sollen.

Ausdrücklich anerkennen die zwei Verbände auch die Bemühungen der Stadt für eine ökologische Aufwertung von Marktplatz und Bohl. Dazu zählen beispielsweise die grossen Baumgruben mit einem Volumen von bis zu 25 Kubikmetern für die neu zu pflanzenden Bäume. Dazu zählt aber auch die mehrheitlich ungebundene Pflästerung der zentralen städtischen Freifläche, die ein Versickern von Regenwasser zulassen soll, was unter anderem ebenfalls den auf Marktplatz und Bohl stehenden Bäumen zu Gute kommen wird.

Wermutstropfen: Zwei der drei grössten Bäume müssen weichen

Angesichts des Klimawandels werden grosse Bäume für die Lebensqualität in der Stadt immer wichtiger. Das gilt auch für die Gallusstadt. Für den Verein Grünes Gallustal sowie den Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung bleibt die Fällung zweier der grössten Bäume auf dem Marktplatz in Zusammenhang mit der Neugestaltung ein empfindlicher Schönheitsfehler. 

Sie zu erhalten, dürfte zwei Projektanpassungen nötig machen. Angesichts der Bedeutung grosser Bäume lohnt sich die Prüfung dieser Massnahmen aus Sicht der Verbände aber.

Für Fachleute sind die Bäume erhaltenswert

Die Baumkronen der beiden vitalen und prächtigen Platanen weisen insgesamt ein Volumen von über 2’000 Kubikmeter auf. Beide Bäume wurden 1951 neu gepflanzt, sie sind also knapp 75 Jahre alt.

Die Baumsituation auf dem Marktplatz gemäss dem aktuellen Planungsstand für dessen Neugestaltung. Bild: zVg

Die Krone der Platane Nummer zwölf deckt 155 Quadratmeter Platzfläche ab; sie ist damit der grösste Baum auf dem Marktplatz. Die Platane Nummer 13 beschattet 112 Quadratmeter Platzfläche und figuriert damit auf der «Baumrangliste» für Marktplatz und Bohl auf Platz drei. Beide Bäume werden von den Fachleuten der Stadt als «erhaltenswert» eingestuft.

Platanen sollten Vorrang haben

Für die Natur- und Umweltverbände spricht alles dafür, nach Lösungen für den Erhalt der beiden grossen Platanen zu suchen. Dies auch, wenn dies Eingriffe ins Neugestaltungsprojekt für Marktplatz und Bohl nötig macht.

Es ist ihrer Meinung nach heute nämlich ungewiss, ob junge Ersatzbäume an einer urbanen Hitzelage wie dem Marktplatz jemals wieder die Grösse dieser beiden Bäume erreichen werden.

Und wenn das doch der Fall wäre, vergingen immer noch viele Jahrzehnte, bis sie die heutigen Funktionen der hier stehenden grossen Platanen übernehmen könnten. Der seit November 2024 geltende erweiterte Baumschutz hat am Marktplatz ganz besondere Relevanz.

Erhaltung der einen Platane

Die eine grosse Platane soll dem neuen Marktpavillon weichen, die Fällung der anderen grossen Platane wird mit dem Bau eines Retentionsbeckens unter der Marktgasse  fürs Konzept der Schwammstadt begründet.

Die beiden Natur- und Umweltverbände haben den Verantwortlichen der Stadt vorgeschlagen, den Marktpavillon, insbesondere dessen Dach, zugunsten der Platane Nummer zwölf zu verschlanken. Sie glauben zudem, dass mit Rücksicht auf Platane Nummer 13 das unterirdische Retentionsbecken entweder redimensioniert oder ganz darauf verzichtet werden sollte.

Pavillon verschlanken

Im Siegerprojekt von 2018 für die Marktplatzgestaltung, das auch Grundlage für die Volksabstimmung war, sei der Marktpavillon schlanker gewesen, stellen der Verein Grünes Gallustal sowie der Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung fest. Die Platane Nummer zwölf habe daneben noch genügend Platz gehabt. Die Verbände sehen keinen zwingenden Grund, weshalb der Neubau nun unbedingt so gross sowie dessen Dach so ausladenden und hoch sein müsste.

Protestplakate machen seit Beginn der öffentlichen Auflage der Marktplatzpläne auf das den Platanen 12 (im Bild am 18.2.2025) und 13 drohende Schicksal aufmerksam. Bild: zVg

Um die 74 Jahre alte Platane Nummer zwölf zu respektieren, müsse der Neubau nur leicht verschlankt werden, heisst es in der Stellungnahme der Verbände. Das habe den Vorteil, dass er auch noch dem vom Stimmvolk gutgeheissenen Projekt und den Raumverhältnissen auf dem Markplatz besser entsprechen würde.

Eine andere Lösung sei eine Umgestaltung: Mit einem Loch im neu gestalteten Pavillondach könne Platz für die Platane geschaffen werden. Ein Beispiel für diese Bauweise existiert am Limmatplatz in Zürich.

Retentionsbecken redimensionieren oder hinterfragen

Auch die Planung mit dem Retentionsbecken, die der Platane 13 zum Verhängnis werden soll, muss nach Meinung der beiden Verbände hinterfragt werden. Ein so grosser und gesunder Baum wirke auf seine Umgebung wie eine Klimaanlage. Darauf habe die Stadt selber am Beispiel dieses Baums im Sommer 2020 mit einer Schrifttafel hingewiesen.

Der bis Donnerstag, 20. Februar, öffentlich aufliegende Plan für den zweiteiligen Pavillon mit gemeinsamem Dach auf dem Marktplatz. Rot sind zusätzlich die Umrisse des Daches sowie die Platanen 12 und 13 eingezeichnet. Bild: zVg

Das Umhauen einer solchen Platane zugunsten eines ökologischen Vorhabens sei widersinnig. Das entspreche auch nicht den Ansprüchen an das Konzept der Schwammstadt, mit der Auswirkungen des Klimawandels abgefedert werden sollen.

Bau der Retentionsanlage überprüfen

Der Bau der Retentionsanlage mit Wassertank fürs Wasserspiel müsse überprüft werden. Wenn es nicht möglich sei, sie mit vernünftigen Kostenfolgen leicht die Marktgasse hinauf zu verschieben, etwas zu kürzen und als Volumenausgleich etwas zu vertiefen, müsse sie grundsätzlich hinterfragt werden, finden die Natur- und Umweltverbände.

Bereits jetzt ist der Marktplatzuntergrund dicht mit technischen Anlagen und Werkleitungen bestückt. In einer Interessenabwägung zwischen dem hier stehenden Baum und einer neuen technischen Anlage sollte für die beiden lokalen Verbände die gut elf Meter hohe Platane Nummer 13 Vorrang haben.

pd/tan
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