Emilie Herzog, geboren 1859 in Ermatingen am Untersee, war eine Sängerin, die einst weltberühmt war, vor Königen und Kaisern sang und auf den grössten Opernbühnen Europas triumphierte.
Doch heute erinnert sich kaum jemand an sie. Wie konnte es passieren, dass ihr Name in Vergessenheit geriet? Dass ihre Schallplatten nicht etwa in Museen oder Staatsarchiven landeten, sondern in einem Brocki in Kreuzlingen auftauchten?
Der Sänger und Kurator des Museums Vinorama Ermatingen, Reto Knöpfel, liess diese Fragen nicht los. Mithilfe eines Stammbaums machte er sich auf Spurensuche – auf die Fährte einer Frau, deren Name einst in aller Munde war.
Doch wie nähert man sich einer nahezu vergessenen Künstlerin? Reto Knöpfel begann seine Nachforschungen mit einem einfachen, aber entscheidenden Satz am Telefon: «Grüezi, sind Sie verwandt mit der berühmten Operndiva Emilie Herzog?»
Ein schicksalhafter Anruf
Nummer um Nummer wählte Reto Knöpfel. Die meisten Gespräche waren kurz, man hielt ihn sogar für einen Enkeltrick-Betrüger. Doch dann nahm eine Frau ab und sagte überrascht: «Ja, das bin ich tatsächlich – und obwohl ich überhaupt nichts dafür kann, bin ich doch ein bisschen stolz darauf.»
Er hatte sie gefunden: die Urenkelin von Emilie Herzog. Und mit ihr öffnete sich die Tür zu einer unglaublichen Geschichte.
Ein wertvoller Schatz
Es scheint fast, als hätte die Urenkelin geahnt, dass sich eines Tages jemand für das Leben ihrer Urgrossmutter interessieren würde. Sie hatte alles aufbewahrt: Kleider, Briefe, besondere Orden und Auszeichnungen, Konzertprogramme, Geschirr und Schmuck.