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Stadt St.Gallen
07.01.2025

Kantonsspital und Empa forschen in St.Gallen an Nanotherapie bei Katarakten

Empa-Forscherin Mihyun Lee vom «Biointerfaces»-Labor in St.Gallen entwickelt antimikrobielle Nanotherapien
Empa-Forscherin Mihyun Lee vom «Biointerfaces»-Labor in St.Gallen entwickelt antimikrobielle Nanotherapien Bild: Empa
Nach einer Augenoperation können Bakterien gefährliche Infektionen verursachen. Besonders gefürchtet sind antibiotikaresistente Keime, die kaum behandelbar sind und zum Verlust des Auges führen können. Im Projekt «Nanovision» entwickeln Forscher der Empa und des Kantonsspitals St.Gallen neuartige Nanokomplexe, die resistente Keime abtöten und gleichzeitig das Augengewebe schützen.

Beim grauen Star führt eine Trübung der Augenlinse zu einem fortschreitenden Verlust der Sehschärfe. Rund 17 Millionen Menschen weltweit sind aufgrund des Augenleidens erblindet. Abhilfe schafft eine Katarakt-Operation, die daher auch zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen am Auge gehört.

Zwar treten Komplikationen wie eine Infektion im Augeninneren bei weniger als einem Prozent der Operierten auf. 

Da die Prozedur jedoch millionenfach durchgeführt wird, ist die Anzahl der Betroffenen entsprechend gross. Besonders gefürchtet ist eine solche Infektion, wenn sie durch antibiotikaresistente Bakterien verursacht wird und herkömmliche Medikamente nicht mehr wirken.

Forscher der Empa und des Kantonsspitals St.Gallen entwickeln daher sogenannte Nanokomplexe, die resistente Keime abtöten und das Augengewebe schützen. Ermöglicht wurde das Projekt «Nanovision» durch eine Finanzierung des «Heinz A. Oertli-Fonds».

Unbehandelt führt eine Infektion im Augeninneren, die sogenannte Endophthalmitis, zu starken Schmerzen bis hin zum Verlust des betroffenen Auges.

Schuld daran sind Bakterien-Toxine und gewebeschädigende Abwehrreaktionen des Körpers. Hochdosierte Antibiotika, die direkt in den Augapfel gespritzt werden, können helfen – allerdings nur dann, wenn die verursachenden Keime nicht resistent gegen die Wirkstoffe sind. 

Und hier liegt das Problem: Die typischen Endophthalmitis-Bakterien, Staphylokokken und Enterokokken, gehören zu den Erregern, bei denen Antibiotika heute besonders häufig wirkungslos bleiben.

«Wir wollen dieses Problem mit neuartigen Nanokomplexen bekämpfen», sagt Empa-Forscherin Mihyun Lee vom «Biointerfaces»-Labor in St.Gallen. Entwickelt werden diese winzigen Molekülverbindungen auf der Basis von Tannin, einem pflanzlichen Gerbstoff mit antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften.

Zusätzlich werden die Nanokomplexe mit Toxinblockern und antimikrobiellen Eiweissbausteinen (AMP), die Bakterien abtöten, ausgestattet.

Im Verbund ergibt sich ein multifunktionales Nanotherapeutikum, das das Augengewebe schützt, Bakteriengifte blockiert und Keime eliminiert. Wie effizient die Nanokomplexe arbeiten, wird das «Nanovision»-Team schliesslich in einem Infektionsmodell mit Gewebekulturen analysieren.

Andrea Six, Empa
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