An der 50. Jugendsession vom Jugendparlament SG AI AR haben die JUSO und die Jungen Grünen kurzfristig eine Podiumsdiskussion zu den aktuellen Abstimmungen vom 23. November 2024 verlassen, gibt die Junge Mitte Kanton St.Gallen in einer Medienmitteilung bekannt.
Die Begründung sei gewesen, dass zu viele männliche Vertreter der anderen Jungparteien am Podium teilgenommen haben. «Ein derart undemokratisches Verhalten wird von der Jungen Mitte zutiefst verurteilt», schreibt die Jungpartei weiter. Die Junge SVP berichtet zudem, dass die Juso einen langen Monolog gehalten und dann demonstrativ das Podium verlassen habe.
«Diskussionsteilnehmer waren schon im Vorfeld bekannt»
Die Diskussionsteilnehmer seien bereits im Vorfeld allen bekannt gewesen. «Kurzfristig während des Podiums den Saal zu verlassen ist absolut unangebracht, mit der Begründung Unausgeglichenheit der Geschlechter, wenn diese bereits im Voraus bekannt war», rügt die Junge Mitte.
Das kurzfristige Verlassen des Podiums, sowie des Saals verhinder eine offene Diskussionskultur und den überparteilichen Austausch. «Wir haben in der Schweiz das Privileg einer direkten Demokratie, welche das Mitwirken in der Politik für alle Personen ermöglicht, unabhängig von den Geschlechtern», betont die Junge Mitte.
«Differenzierte Debatte statt Polarisierung»
Die Teilnehmer der Jugendsession könnten durch eine differenzierte Debatte profitieren, vor allem auch im Hinblick auf die kommenden Abstimmungen.
Die Junge Mitte St.Gallen findet, dass Jungparteien auch als Vorbild funktionieren, eine konstruktive Diskussionskultur fördern und nicht die Polarisierung weiter vorantreiben sollen. «Wir, von der Jungen Mitte St.Gallen, setzen uns für einen respektvollen Umgang in der Politik ein», so die Jungpartei.
«Respektlos gegenüber Teilnehmer und Organisatoren»
Die Junge Mitte hebt hervor, dass sich für die Jungendsession viele junge Personen einen Tag Zeit genommen und sich auf einen politischen Anlass vorbereitet hätten. «Wir als Jungparteien sollten solche Anlässe fördern, da diese einen wertvollen politischen Austausch zwischen den jungen Personen und Jungparteien ermöglicht», findet die Junge Mitte.
Das Verlassen eines Podiums sei «respektlos gegenüber den Teilnehmern der Jugendsession. Wir sollten die Zeit und das Engagement der Teilnehmer wertschätzen und ihnen eine differenzierte Diskussion bieten.»
«Wollen vermitteln, dass man als Frau auch mit Männern diskutieren kann»
Das Podium zu verlassen mit der Begründung, es gebe zu viele männliche Vertreter der Jungparteien vermittelt für die Junge Mitte die falsche Botschaft. «Wir sollten jungen Frauen vermitteln , dass man auch als Frau mit Männer mitdiskutieren kann und auf gleicher Augenhöhe ist. Es wäre eine gute Chance gewesen, dies zu zeigen. Man muss nicht davonlaufen.»
Das Fördern von Frauen in der Politik sei ein Ziel der Mitte und der Jungen Mitte St.Gallen. «Dafür gibt es geeignetere Wege als diese Aktion, wie zum Beispiel gute Vorbilder in der Politik. Die Mitte St.Gallen hat im Moment viele starke weibliche Vorbilder, wie Regierungspräsidentin Susanne Hartmann, Kantonsratspräsidentin Barbara Dürr, Parteipräsidentin der Mitte St.Gallen Franziska Steiner-Kaufmann und Präsidentin der Mitte Frauen St.Gallen Andrea Büsser», betont die Jungpartei. Auch im Vorstand der Jungen Mitte St.Gallen habe es drei weibliche Vorstandsmitglieder.
Kritik auch von den Jungen Grünliberalen
Auch die Jungen Grünliberalen (JGLP) üben Kritik an der Aktion. «Aus unserer Sicht ist das nicht nur undemokratisch, sondern auch unfair gegenüber anderer Teilnehmer und Besucher des Podiums.» Sie heben zudem hervor, dass die Jungen Grünen selbst vorhatten mit einem Mann am Podium teilzunehmen, sich aber gleichzeitig über die Übervertretung derselben beschwert hätten.
Die JGLP findet es wichtig, im Rahmen von Jugendsessionen junge Menschen anzusprechen, abzuholen und für eine zielführende Politik zu begeistern. «In unserem Verständnis von Demokratie hat das Boykottieren einer Diskussion nichts mit einer konstruktiven Politik und Gesprächskultur zu tun, sondern es spaltet und sorgt für eine destruktive Stimmung. Diese Art des Umgangs sei nicht das, was die Jungen Grünliberalen politikinteressierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen vermitteln wollen.»
Die JGLP ist einverstanden damit, dass eine ausgeglichene Verteilung der Geschlechter grundsätzlich sowohl auf Podien als auch in anderen Bereichen der Politik anzustreben sei. «Probleme mit der Besetzung eines Podiums sollten jedoch im Vorhinein direkt angesprochen werden, um gemeinsam nach Lösungen suchen zu können. Das Vorgehen der beiden Parteien dient jedoch nur der eigenen Profilierung, ohne selbst einen Beitrag zu leisten.»
Junge SVP: «Spaltung der Geschlechter vorangetrieben»
Die Junge SVP bringt in ihrem Statement zum Ausdruck, dass solche Provokationen aus ihrer Sicht dem demokratischen Dialog schaden und eine konstruktive Auseinandersetzung verhindern. «Die Juso und die Jungen Grünen, die sich seit Jahren als Stimme der Jugend profilieren möchten, haben so den Jugendlichen der Jugendsession eine ausgewogene Meinungsbildung verweigert.»
Die Juso habe das Podium genutzt, um die «Spaltung der Geschlechter» voranzutreiben. «Die Juso hätte durch ihre teilnehmende Frau zeigen können, wie Frauen in unserer Demokratie gleichgestellt sind. Stattdessen wurde die Gelegenheit vertan, ein positives Signal zu senden.» Die Kritik der Jungen Grünen, die selber einen Mann an das Podium entsandt hätten, am männliche dominierten Podium findet die JSVP «bemerkenswert».
Für sie ist klar: «Jede Partei sollte selbst entscheiden, wen sie auf ein Podium entsendet, wer ihre Vorstände bildet oder welche Kandidaten auf einer Wahlliste stehen.» Die Junge SVP entscheide dies jeweils gemeinsam im Vorstand (bestehend aus vier Frauen und sieben Männern). In den meisten Fällen vertrete jene Person die Partei, die zu diesem Zeitpunkt verfügbar ist.
«Dass die Juso und die Jungen Grünen weder Verständnis noch Respekt für solche Prozesse aufbringen, zeigt eine fehlende Bereitschaft, andere Meinungen und Praktiken zu tolerieren», schliesst die Junge SVP.
Entschuldigung gefordert
Die Junge Mitte fordert von der Juso und von den Jungen Grünen eine Entschuldigung gegenüber den Organisatoren und den Teilnehmern der Jugendsession: «Wir freuen uns auf eine nächste Gelegenheit auch mit der Juso und den Jungen Grünen in den Dialog zu treten.»