Die Spargel-Sandbiene, die Grüne Strandschrecke oder der Alexis-Bäuling: Der Film «Bahnhof der Schmetterlinge» hat unzählige Protagonisten. Das Werk zeigt einerseits seltene und gefährdete Insekten und Pflanzen, die am alten Badischen Rangierbahnhof in Basel eine Heimat gefunden haben. Über mehrere Jahrzehnte konnten sie dort ihren Lebensraum zurückerobern.
Entlastete Strassen vs. geschützte Natur
Das Dreiländereck Basel ist aber nicht nur Einfallstor für gefährdete Pflanzarten und Insekten, sondern fungiert auch als die schweizweit wichtigste Drehscheibe wirtschaftlicher Güter. Dieser Umstand verursacht ein Dilemma, das der Film eindrücklich darstellt. Soll eines der wichtigsten Naturschutzgebiete der Schweiz geopfert werden für ein neues Terminal? Ein Terminal, das entscheidend ist für die eidgenössische Verlagerungspolitik.
«Mit dem Film wollten wir die Debatte lancieren», sagt der Co-Regisseur Martin Schilt. Er ist am Dienstag nach St.Gallen gereist, um mit zwei weiteren Fachpersonen über den Interessenskonflikt von Infrastrukturprojekten und natürlichen Lebensräumen zu sprechen.
Zum Abend geladen hat die Cityseelsorge der katholischen Kirche in St.Gallen. «Mit diesem Abend wollen wir Gelegenheit bieten, das Thema zu vertiefen und besser zu verstehen», sagt Ann-Katrin Gässlein, die als Bildungstheologin die Runde moderiert.
Versiegelte Talsohle, Chaos im Riethüsli
Vor rund 60 Gästen haben auch Aurelia Winter und Claudio Büchel Platz genommen. Winter ist Vertreterin des Projekts «Grünes Gallustal». Aus ihrer Sicht würde der Zubringer Liebegg das Problem, das sie mit ihrem Projekt aufzeigen will, verstärken: «Seit den 1960er-Jahren fokussiert unsere Politik auf den Autoverkehr.» Das Resultat sei die Versiegelung der Talsohle in der Stadt St.Gallen.
Claudio Büchel ist Dozent für Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung an der Ost. Er kritisiert die Fragestellung an sich. «Anstatt einfach hinzunehmen, dass es ständig neue Strassen brauche, muss man vielmehr die Frage ins Zentrum rücken, was wir in Zukunft überhaupt wollten. Aber so stimmen wir einfach über einen Ausbau nach dem anderen ab.»
An der offenen Runde gibt ein Zuschauer zu bedenken, dass man die Stadt, insbesondere das Quartier Riethüsli, unbedingt vom «Chaos» entlasten müsse. Bevor das Quartier unbewohnbar werde.