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09.11.2024

Welt voller Angst und Schrecken

Zu dieser Jahreszeit reist der König der Unterwelt viel in der Hölle umher. Denn wenn sich die Tore zu unserer Welt öffnen, müssen all seine Edelmänner und Generäle ihre Horden an Untoten, Dämonen und anderen grässlichen Kreaturen von der Leine lassen.
Zu dieser Jahreszeit reist der König der Unterwelt viel in der Hölle umher. Denn wenn sich die Tore zu unserer Welt öffnen, müssen all seine Edelmänner und Generäle ihre Horden an Untoten, Dämonen und anderen grässlichen Kreaturen von der Leine lassen. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24
Es ist neblig draussen und die Nacht bricht schneller über den Tag herein. Zudem war vergangenen Donnerstag Halloween – der Höhepunkt im Jahr für Horrorfans. Alles gute Gründe für eine schaurig schöne Märchen- und Erzählstunde.

Zünden Sie Kerzen an oder setzen Sie sich neben den Kamin. Vielleicht köchelt die Kürbissuppe bereits vor sich hin und der Wind sorgt für die Hintergrundmusik. 

Die Dunkelheit sitzt wieder auf dem Thron der Macht und das unvorstellbar Böse lechzt nach neuen unschuldigen Opfern. Es ist Zeit für grausige, aber wahre Ereignisse sowie eine erfundene Geschichte, die einem das Fürchten lehren.

Ein Winddämonenhirn, eine Kralle des Höllenwesens Abezethibou, Lehm eines 1000-jährigen Golems und Wasser aus der Quelle der Verdammten. Und geboren wird der Schrecklichste aller Schrecklichen. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24

Gebrandmarkt als Hexe: Keinen Ausweg vom Tod

Um Hexen und Zauberer ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden. Sie sind aus der heutigen Popkultur nicht mehr wegzudenken. Die «echten» Hexen hatten aber nichts mit Hollywood und Happy End zu tun. Wer einst als solche betitelt wurde, musste das Allerschlimmste befürchten – Verleumdungen und Ausgrenzung waren dabei die «Chorknaben» unter den Konsequenzen.

Die alte Kirche hatte noch nichts mit Zauberei oder ähnlichem am Hut. Sie betrachtete diese als Aberglaube. Die Verbreitung des Christentums auf dem europäischen Kontinent rollte hingegen einer neuen Ansicht der Dinge den Teppich aus. Doch die meisten Hexenverfolgungen führten nicht etwa auf die berühmt berüchtigten Inquisitoren zurück, sondern auf weltliche Herrscher. Die römische Inquisition des 16. Jahrhunderts setzte sich gar gegen die Verfolgungen ein. Die Welle der Hexenverbrennungen startete aufgrund der Hetzschrift Hexenhammer aus der Feder des Dominikanermönchs Heinrich Kramer. Die kleine Eiszeit, der schwarze Tod, Hagel und Unwetter die zu Inflation und Hungersnöten führten, peinigten die überwiegend agrarische Gesellschaft an der Schwelle zur Neuzeit. Die verunsicherten Menschen, deren Weltbild durch die Aufklärung erschüttert wurde, suchten als eine letzte Konstante einen Sündenbock. Und da kamen die Hexen gerade richtig. Die meisten Urteile wurden zwischen 1450 und 1750 gefällt. Alleine in Deutschland landeten 40 000 vermeintliche Hexen auf dem Scheiterhaufen – mehr als die Hälfte von ganz Europa.

Doch bis zur Bestrafung durchliefen die hauptsächlich weiblichen Opfer bereits ein Martyrium. Einen der zur «Wahrheitsfindung» angewendeten Test war die Wasserprobe mit heissem Wasser. Dabei musste die Person mit dem Arm in einen Kessel mit siedend heissem Wasser greifen und zum Beispiel einen Ring herausholen. Nach einer gewissen Zeit wurde geschaut ob die Verletzungen zu Blasen und Entzündungen führten. Wenn ja, war sozusagen Gott nicht auf der Seite der als Hexe bezichtigten Frau. Sie fand somit den Tod.

Wer ganz still ist und die Ohren spitzt, kann vielleicht die eine oder andere brennende Hexe noch schreien hören ...

Es sind nicht nur Folter, Krieg und Mord auf dem Tagesplan. Hin und wieder gibt es eine ausgelassene Party, wobei auch den mürrigsten Gesellen einmal ein Lächeln übers Gesicht huscht. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24

Nieder mit dem König und Entourage

Intrigen und Verschwörungen sind gern verwendete Themen in Filmen und Büchern, denn sie strahlen seit jeher einen schaurigen Reiz auf Menschen aus. Die Faszination für Geheimorganisationen oder etwa waghalsige Pläne, die hinter verschlossenen Türen geschmiedet werden, ist ungebremst. Dabei sind die Mittel oder Ziele selten nobel. Es handelt sich dabei oft um eine gesetzeswidrige Machtverschiebung zur finanziellen Bereicherung oder für den Austausch von Führungspersönlichkeiten. Eine der berühmtesten Verschwörungen fand heute, 5. November, im Jahre 1605 statt. Britische Katholiken versuchten unter Verwendung von 2,5 Tonnen Schiesspulver den protestantischen König Jakob I., seine Familie, die Regierung und das Parlament in die Luft zu jagen. Sie fühlten sich durch die Protestanten unterdrückt und verfolgt. Aufgrund der Vorwarnung eines katholischen Lords, welcher an der Parlamentseröffnung teilnehmen sollte, ging der Plan in die Hose. Die Drahtzieher des «Gunpowder Plots» wurden, unter anderem durch Anwendung von Folter, ausfindig gemacht. Wer nicht schon bei der Verfolgung den Tod fand, erhielt diesen als Strafe. 

Hexentrank gefällig? Folgende Zutaten: 4 cl Kräuterlikör ihrer Wahl und 1 cl Blue Curaçao in ein Glas füllen und mit 10 cl Bitter Lemon aufgiessen. Mit Limette und Minze garnieren. Wirkung ungewiss ... Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24

Das Reich des dunklen Fürsten komme

Wer hinausgeht in dieser kalten Nacht,
soll seinen Weg wählen mit Bedacht.
Denn zu keiner anderen Jahreszeit,
sind die Höllentore offen so weit.

Von der Leine die Höllenhunde,
schlägt des dunklen Fürsten Stunde.
Vom schwarzen Throne dirigierend,
die sterblichen Menschen anvisierend.

Hörner, rote Augen und spitze Zähne,
scharfe Krallen und brennende Mähne.
Verzerrte Fratzen steigen aus der Feuergrube,
voller Vorfreude lachend der Belzebube.

Die Sonne verschwindet hinterm Horizont,
der Dämonentross über die Erde kommt.
Im Kostüm unwiderstehlicher Frauen,
ergaunern sie Seelen für des Teufels Klauen.

Im Schlosse hoch auf dem Berg,
gehen die Vampire nun ans Werk.
Der Hunger überkommt sie wie eine Flut,
es soll fliessen hunderter Jungfrauen ihr Blut.

Des Mondes gleissendes Licht,
so anziehend schön wie ein Gedicht.
Sie verwandeln sich in Scharen,
Werwölfe mit grausigem Gebaren.

Kopflose Reiter durch Nebel galoppieren,
ihr Auftrag, die Welt zu annektieren.
Dem Teufel die Hölle zu klein,
stellte er eine Armee auf die Bein.

Sei stets wachsam und für alles bereit,
zu schreien und rennen ganz weit.
Doch wahrscheinlich ist es für die Katz,
bald wirst du gegessen mit einem Schmatz.

Auf den Strassen fliesst reichlich das Blut,
der König der Unterwelt hebt den Krug.
Für ihn wie Musik und Poesie zusammen,
die Welt geht unter in tanzenden Flammen.

Im Schutze des undurchdrlinglichen Nebels lauern im Düsterwald allerlei gefrässige Bestien. Bild: Sandro Zoller, Schaffhausen24
Sandro Zoller, Schaffhausen24
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