Das Gespräch mit Fürer beginnt mit einem Vorbehalt. «Ich überlege mir erst noch, ob und wie ich beim Verwaltungsgericht des Kantons St.Gallen Beschwerde erheben kann», so Alexander Fürer. Es macht den Anschein, dass weder die Ausschreibung noch die Vergabepraxis korrekt zu sein könnte. Fürer fragt erstmal nach: «Wie kann es etwa sein, dass ich in der Offerte nur eine Verteilung für Wittenbach offerieren darf, aber genau weiss, dass die Verteilung auf die Nachbargemeinden Bernhardzell, Muolen, Häggenschwil, Lömmenschwil, Freidorf und Berg ausweiten soll?»
Viele offene Fragen ums Gemeindeblatt
Tatsächlich ist es so, dass sich diverse Institutionen und Organisationen in der Umgebung zusammengeschlossen haben und demzufolge eine Verteilung über Wittenbach hinaus Pflicht sein dürfte. Ableitend daraus stellt sich die Frage, weshalb dieser speziellen Konstellation in der Ausschreibung nicht Rechnung getragen wurde. Dazu Alexander Führer: «Ich habe diese Gemeinden seit Jahren mit dem „Gemeindepuls“ bedient und diese Zusatzkosten selber getragen. Vertraglich war ich nur zur Verteilung in Wittenbach verpflichtet. Gerade auch aus dieser Sicht hätte ich eine transparente Ausschreibung, die auch die Punkte Auflage und Zusatzverteilung klar regelt, erwartet.»
In einem Artikel des «St.Galler Tagblatts» argumentiert Wittenbachs Gemeindepräsident Oliver Gröble mit Kosteneinsparungen von 30 Prozent – und teilt gleichzeitig mit, dass sich die Kosten trotzdem auf die bisherigen 120‘000 Franken belaufen würden. Begründet wird das mit einem durchgehenden Vierfarbendruck. Zur Klärung: Bis anhin wurden einige Seiten im «Gemeindepuls» schwarz/weiss und andere vierfarbig produziert. Die Umstellung auf vollumfänglichen Vierfarbendruck und die daraus entstehenden Mehrkosten mit 40‘000 Franken zu quantifizieren, entspricht kaum der Realität. Der Verdacht liegt nahe, dass hier Gelder für die Zusatzauflage rund um Wittenbach bereitgestellt werden, die kaum in der Cavelti-Offerte von rund 80‘000 Franken enthalten waren.
Weiteres Ungemach droht der Gemeinde bei den Titelrechten: Der «Gemeindepuls» ist im Erscheinungsgebiet positioniert, mit eigener Website und in den sozialen Medien präsent. Die Titelrechte gehören Alexander Fürer respektive seiner Maxsolution GmbH. Es ist kaum anzunehmen, dass Fürer die Rechte am Gemeindepuls ohne finanzielle Ablösung an die Gemeinde abtreten will. Eine Neukreation käme teuer und ist nicht im Budget von 120‘000 Franken enthalten. Die Gefahr, dass die von Fürer aufgebauten und entwickelten Gemeindepuls-Produkte nun verschwinden, scheint gegeben.
Gestern Abend hat sich Fürer mit örtlichen Exponenten aus Wirtschaft, Politik, Behörden und Vereinswesen getroffen, um diese über die Sachlage zu informieren. Man darf auf die weiteren Entwicklungen gespannt sein.