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Leserbrief
Magazin
07.10.2024

«Das sonderbare Gefühl der Zensur»

Bild: Archiv
Markus Bischof macht sich in seinem Leserbrief Gedanken zu einem «verschwundenen» Artikel und fragt sich, was in einer Journalistin vorgehen muss, deren Arbeit praktisch zensuriert wird.

Wie geht es Ihnen eigentlich dabei? Diese Frage stellte ich in meinem Brief an Journalistinnen und Journalisten der Online-Plattform «nau.ch». Im Speziellen jener Dame, die am 3. Oktober einen pharmakritischen Beitrag publizierte, der über Spätfolgen des Impfens informierte und unter anderem fast identisch auch in der «Berliner Zeitung» nachzulesen ist.

«nau.ch» löschte den Beitrag nach wenigen Stunden wieder.

Ich beschloss, mich in die Gefühlslage dieser schreibenden Menschen, die ihre Leidenschaft «denken, recherchieren und schreiben» zum Beruf gemacht haben, zu versetzen.

Was geht in einem Menschen vor, dessen mit viel Aufwand und eigenen eingebrachten Gedanken erarbeitete Reportage nach wenigen Stunden plötzlich gelöscht wird? Selbstzweifel, weil man vielleicht einem vollkommenen gedanklichen Unsinn erlegen ist – oder die Erkenntnis, ein verbotenes «heisses Eisen» thematisiert zu haben?

In dieser Situation, die ich als ziemlich erbärmlich einschätze, könnte die Journalistin vor der Frage stehen, für wen sie eigentlich ihre Reportagen verfasse: für die Leserschaft, die Redaktionsleitung oder jemanden ganz Wichtigen?

Zensur eines eigenen Beitrages kopfnickend zu akzeptieren, wäre eine Art Kapitulation mit dem Eingeständnis, «von oben» erlassene Gedankengrenzen zukünftig nicht mehr zu überschreiten.

Einen solchen Eingriff einfach zu akzeptieren, kann vielleicht dadurch erklärt werden, dass die betroffene Journalistin die Angst vor einem Existenzverlust, der vom guten Einvernehmen mit dem Arbeitgeber abhängt, höher gewichtet.

Doch wären nicht gerade Menschen dieses Berufsstandes aufgrund ihrer Fähigkeiten darauf sensibilisiert, zu erkennen, dass ein «Akzeptieren von Gedankengrenzen» den Journalismus als Ganzes existenzbedrohend infrage stellt, weil damit sämtliche Werte und Grundsätze dieser «Gedankenschreibkunst» zutiefst verletzt werden?

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Nachdenken und Mut zum Weiterdenken.

Markus Bischof, Grub SG
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