Zwei besondere Highlights werden die Konzerte der beiden internationalen «Orgel-Stars» Sophie-Véronique Cauchefer-Choplin (Saint-Sulpice, Paris) und Jonathan Scott (London) sein.
Letzterer hat uns im Vorfeld bereits einige Fragen zu seinem anstehenden Auftritt am 15. September beantwortet:
Jonathan Scott, waren Sie schon einmal in St. Gallen?
Nein, das wird mein erster Besuch. Ich habe natürlich schon Fotos der Kirche St.Laurenzen angeschaut: Sie sieht wunderschön aus. Und das Konzept der neuen 3D-Surround-Orgel ist faszinierend. Darauf bin ich sehr gespannt.
Haben Sie schon einmal auf einem vergleichbaren Instrument gespielt?
Im vergangenen Jahr habe ich ein Konzert auf der riesigen Zych-Orgel in der Lichén Basilika in Polen gegeben. Sie hat 157 Register, die auf 5 Orgeln in der gesamten Basilika verteilt sind. Alle lassen sich von einem einzigen Spieltisch bedienen. Das war sehr beeindruckend. Ich vermute, die Orgel in der Laurenzen wird viel intimer sein, den Zuhörern aber vermutlich ein ähnliches Erlebnis bieten – bei sehr guter Akustik. An der 3D-Goll-Orgel gefallen mir vor allem die Perkussions-Elemente. Viele Organisten scheuen sich davor, diese einzubauen. Das ist schade, denn sie sind unglaublich vielfältig einsetzbar. Oft auf Arten, die man gar nicht erwartet.
Sie spielen am 15. September das Abschlusskonzert des Herbst-Orgelfestivals 2024 in der Laurenzen. Was erwartet die Zuschauer?
Ich werde viele meiner eigenen Orgel-Transkriptionen aufführen. Davon existieren mittlerweile fast 500 Stücke – von ganzen Symphonien über Piano-Stücke, Arias oder Ouvertüren. Ich kann diese aber nicht 1:1 spielen:Jedes Mal, wenn ich mich an eine neue Orgel setzte, «orchestriere» ich die Stücke neu. Das bedeutet, ich wähle neue, passende Klangfarben und Töne aus. Nur so stimmt es für mich. Ich will versuchen, jedes Stück so klingen zu lassen, als wäre es einzig für die jeweilige Orgel geschrieben worden.
Sie sind für Ihre Konzerte häufig unterwegs. Haben Sie einen «Lieblings-Auftrittsort»?
Ich reise eigentlich ständig und besuche fast jede Woche ein anderes Land. Das klingt stressig, aber ich liebe es. Vor allem die Möglichkeit, ständig neue Instrumente und Orgel-Stile entdecken zu können. Vor einigen Tagen trat ich an den «BBC Proms» auf, eines der grössten Musikfestivals für klassische Musik der Welt. Dafür spielte ich auf einer Willis/Harrison-Orgel mit 147 Registern in der Royal Albert Hall. Ein unvergleichliches und kraftvolles Instrument. Es hat einen eher trockenen und klaren Klang, der rasch verhallt. Aber es ist eines der unglaublichsten Instrumente der Welt – und eine meiner Lieblings-Orgeln. Aber auch die Jann-Orgel in München mit ihren mehr als 120 Register war faszinierend. Und natürlich bin ich sehr neugierig auf die 3D-Orgel in St.Gallen. Das ist auf jeden Fall eines der aufregendsten Konzepte, von denen ich in den vergangenen Jahren gehört habe.
Man kann Sie definitiv als «Orgel-Virtuosen» bezeichnen. Warum bevorzugen Sie dieses Instrument? Und haben Sie ein Orgel-Idol?
Ich habe von Kind an immer sehr gerne und viel Musik gehört – nicht nur Orgel. Aber ich könnte nicht sagen, dass ich einen gewissen Stil oder einen einzelnen Musiker bevorzugt. Was ich liebe, ist, Musik mit anderen Menschen zu teilen. Die Digitalisierung bietet uns da zum Glück faszinierende Möglichkeiten. Der YouTube-Kanal für Orgel-Aufnahmen, den ich mit meinem Bruder Tom betreibe (youtube.com/channel), hat inzwischen über 80 Millionen Views verzeichnet. Das ist unglaublich. Und es erstaunt mich immer wieder, was für einen «Impact» wir mit diesen Aufnahmen und unseren Tutorial-Videos und -Büchern haben. Erstaunlich häufig werde ich darauf angesprochen und mir wird gesagt: Wegen euch habe ich angefangen Orgel zu spielen.
Der in Manchester geborene und heute in London wohnhafte Organist Jonathan Scott ist ein Meister der Orgel. Und weltberühmt: Auf YouTube haben er und sein Bruder («Scott Brothers») über 80 Millionen Views. Die Liste seiner Gastspielorte ist lang und international – er sass schon in Deutschland, Belgien, Frankreich, Spanien, Lettland, Südkorea, Taiwan oder Singapur an der Orgel. Auch im KKL Luzern hatte er bereits einen Auftritt. Nun kommt er für das Herbst-Orgelfestival 2024 in der Kirche St. Laurenzen zum ersten Mal nach St. Gallen: Am 15. September spielt er hier ein Orgelkonzert.