Eine der ersten grossen Geschäfte des neuen Kantonsparlaments ist die Revision des Volksschulgesetzes (VSG). Im Zuge dessen möchte die Regierung den Sonderstatus der Oberstufenschule Flade aufheben.
Einzigartiger Sonderstatus
Der betroffene Artikel (Art. 4 Abs. 3 des VSG) besagt, dass der katholische Konfessionsteil des Kantons St.Gallen als Oberstufenschulgemeinde das Recht hat, eine Sekundar- und eine Realschule in der Stadt St.Gallen zu führen. Diese Regelung ist schweizweit einzigartig. Mit der Streichung des Artikels dürften künftig nur noch politische Gemeinden und Schulgemeinden Schulträger sein.
Dagegen regt sich Widerstand. Der katholische Konfessionsteil empfand den Beschluss als einen «Eingriff in die DNA der katholischen Kirche». Kritik gibt es auch im Stadtparlament. Karin Winter-Dubs, Fraktionspräsidentin der SVP, und Patrik Angehrn, Fraktionspräsident Die Mitte/EVP, weisen in einer einfachen Anfrage darauf hin, dass an der Flade rund 800 Jugendliche in 45 Klassen unterrichtet würde.
Wichtige Rolle in der Stadt
Die beiden Parlamentarier können den Entscheid des Kantons nicht nachvollziehen: «Wird denn nicht wahrgenommen, dass die Flade seit Jahrzehnten in der Stadt St.Gallen eine wichtige Rolle in der Bildung unserer Kinder wahrnimmt?», heisst es in der Anfrage.
Zudem sprechen sie die Revisionen an, die in den letzten Jahren getätigt wurden. So werden seit 2019 in der Flade auch Realklassen mit integrierten Kleinklassenschülern geführt und auch die Religionszugehörigkeit spiele seitdem keine Rolle mehr. Winter-Dubs und Angehrn fragen den Stadtrat, was seine Haltung zur geplanten Streichung sei und ob er dazu bereit sei, für den Weiterbestand der Flade einzustehen.
Stadtrat will Gespräche führen
Der Stadtrat hat nun geantwortet. Für ihn sei es verständlich, dass der schweizweit einzigartige Sonderstatus der Flade in Frage gestellt und politisch diskutiert werde. Er anerkennt aber auch, dass eine Streichung eine grosse Bedeutung für beide Oberstufenschulträger, Stadt und katholischer Konfessionsteil, eine grosse Bedeutung hätte.
Daher findet im dritten Quartal 2024 ein erster Austausch zwischen den beiden Oberstufenschulträger statt. Erst danach will sich der Stadtrat positionieren. Ob sich der Stadtrat für den Erhalt der Flade einsetzen werde, müsse in den Gesprächen erörtert werden.