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Stadt St.Gallen
02.05.2024
03.05.2024 11:20 Uhr

1. Mai: Linke kämpfen für «tiefere Prämien und höhere Löhne»

Am Abend des 1. Mai zogen die Demonstranten durch die St.Galler Innenstadt.
Am Abend des 1. Mai zogen die Demonstranten durch die St.Galler Innenstadt. Bild: Jonas Schönenberger
Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. In St.Gallen wurde aus diesem Anlass, wie in vielen anderen Städten auch, demonstriert für mehr Arbeiterrechte und soziale Gerechtigkeit. Prominenz der lokalen, kantonalen und nationalen Linken waren anwesend.

Der Tag der Arbeit ist in St.Gallen kein Feiertag. Im Vergleich mit anderen Schweizer Städten wie Zürich oder Basel ist daher der Demonstrationszug schon fast bescheiden. Kurz vor 17 Uhr versammelten sich rund 800 Menschen bei strahlendem Sonnenschein vor der Grabenhalle.

Viel Prominenz

Mit von der Partie waren auch einige Aushängeschilder der linken Politik. Florian Kobler, SP-Kantonsrat und Abteilungsleiter der Paritätischen Kommissionen bei der Arbeitergewerkschaft Unia, Barbara Gysi, St.Galler SP-Nationalrätin und sogar der Co-Präsident der SP Schweiz, Cédric Wermuth spannten sich an vorderster Front ein.

Aber auch die neu gewählte Regierungsrätin Bettina Surber, SP-Nationalrätin Claudia Friedl, Ex-Regierungsrat Fredy Fässler und Stadtpräsidentin Maria Pappa mischten sich unter die Massen.

Friedlicher Umzug

Pünktlich um 17 Uhr war Abmarsch. Die Route führte den Zug vorbei an neuralgischen Punkten der Stadt, über die Poststrasse zum Bahnhof, von dort durch die Vadianstrasse und die Multergasse zum Bärenplatz und schliesslich über Marktgasse und Metzgergasse zurück zur Grabenhalle.

Die Stimmung war friedlich. Die Blasmusik stimmte «Die Internationale» an, Fahnen der Juso, des Frauenstreiks und vielen weiteren wehten durch die Luft und einige der Demonstranten skandierten Parolen. Einzig beim Bahnhof kam es kurz zu einem Engpass, mehrere Busse stauten sich. «Ich dachte, ihr seid für den ÖV», witzelte eine Polizistin.

  • «Prämien runter, Löhne rauf» – das war das Motto der diesjährigen Kundgebung. Bild: Jonas Schönenberger
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  • v.l.n.r.: Claudia Friedl (SP-Nationalrätin), Cédric Wermuth (Co-Präsident SP Schweiz), Barbara Gysi (SP-Nationalrätin), Florian Kobler (SP-Kantonsrat) und Alexandra Akeret (Vizepräsidentin SP Stadt St.Gallen) Bild: zVg
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  • Vorbei am einstigen Revolutionär Vadian führte der Zug. Bild: zVg
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  • Auch die Stadtpräsidentin mischte sich unter die Massen. Bild: zVg
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Jüngste Erfolge und der Kampf der Juso um Veränderung

Zurück bei der Grabenhalle gab es für die Anwesenden Brodwurscht und Bürli für den Magen und emotionale Reden für die Ohren. Barbara Gysi rekapitulierte die jüngsten Erfolge der Linken: den verteidigten Sitz im St.Galler Regierungsrat und, allem voran, die angenommene Abstimmung zur 13. AHV-Rente.

Danach übergab sie das Wort an die Jungen. Robin Eichmann von der Juso trat an das Rednerpult. Mit ihm möchte die Juso bei den anstehenden Wahlen in der Stadt St.Gallen einen Sitz im Stadtrat holen. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt teilte er gleich einmal gegen die bürgerliche Mehrheit in der Stadt aus und forderte ein «linkes St.Gallen».

Wermuth: «Politik kümmert sich nicht um die Probleme der Menschen»

Schliesslich war die Reihe an SP-Co-Präsident Cédric Wermuth. Der Aargauer kreidete die Schweizer Finanzpolitik an. Parlament und Bundesrat lägen den Banken zu Füssen, selbst wenn diese, wie die Crédit Suisse im letzten Jahr, in Notlage geraten.

«Das ist es, was die Menschen so wütend macht. Es ist diese bodenlose Anstandslosigkeit der politischen Eliten, diese Indifferenz und Respektlosigkeit gegenüber den Lebensrealitäten der Menschen und ihrer Sorgen», proklamierte er. Mit dem Ja zur 13. AHV habe man sich nun den Respekt an der Urne zurückgeholt.

  • Robin Eichmann (Juso) fuhr den Bürgerlichen in seiner Rede hart an den Karren. Bild: Jonas Schönenberger
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  • Dicht gedrängt ging es auf dem Platz vor der Grabenhalle zu und her. Bild: zVg
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Stichtag 9. Juni

Irene Haag-Nessensohn vom Kantonalen Gewerkschaftsbund St.Gallen war an der Organisation der Kundgebung beteiligt. Mit dem Ausgang der Kundgebung ist sie zufrieden. «Wir hatten mehr Leute als letztes Jahr. Es freut uns sehr, dass wir dieses Signal aussenden konnten: Gemeinsam sind wir stark.»

Bei den Gewerkschaften denkt man aber schon weiter. Am 9. Juni steht für sie mit der Prämienverbilligungsinitiative eine weitere wegweisende Abstimmung an. «Wir wollen uns das Recht auf eine gute Gesundheit, die nicht vom Portmonnaie abhängt, zurückholen», so Cédric Wermuth. Ein Ja zur Initiative wäre zweifelsohne ein historisches Resultat.

Jonas Schönenberger
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