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Stadt St.Gallen
05.04.2024
05.04.2024 15:39 Uhr

Ja zur Umzonung Boppiwiese: «Ein Kampf David gegen Goliath»

Die IG Boppiwiese setzt sich für den Erhalt der Boppiwiese in ihrer gesamten Grösse ein. Im Wahlkampf verteilten sie auch Aufkleber für Autos.
Die IG Boppiwiese setzt sich für den Erhalt der Boppiwiese in ihrer gesamten Grösse ein. Im Wahlkampf verteilten sie auch Aufkleber für Autos. Bild: zVg
In einer Woche ist es soweit: Am 14. April 2024 entscheidet sich, ob die Wiese beim Schulhaus Boppartshof in eine Grünzone umgezont wird. Dafür kämpft die IG Boppiwiese. Ihr Mitglied Stevan Dronjak spricht darüber im Interview mit stgallen24.ch.

Worum geht es? Die Stadt St.Gallen plant einen Neubau der in die Jahre gekommenen Tagesbetreuung der Schule Boppartshof auf der Wiese neben dem Schulhaus, die von den Quartierbewohnern liebevoll «Boppiwiese» genannt wird.

Die IG Boppiwiese wehrt sich dagegen und hat daher eine Initiative eingereicht, die durch eine Umzonung der Wiese in eine Grünzone verhindern will, dass darauf gebaut werden kann, die sogenannte «Umzonungsinitiative». Zu dieser nimmt Stevan Dronjak von der IG Boppiwiese Stellung.

Stevan Dronjak, im St.Galler Tagblatt vom 3. April 2024 lässt sich der Stadtrat und Direktor Planung und Bau, Markus Buschor, folgendermassen zitieren: «Die Initianten hantieren leichtfertig mit Halbwahrheiten und Behauptungen.» Wie reagieren Sie auf diese Aussage?
Ich finde eine solche Aussage, ehrlich gesagt, ziemlich frech. Fakt ist, wir haben dem Stadtrat bereits beim Start der Projektierung gesagt, die Boppiwiese sei eine rote Linie, die aus unserer Sicht nicht bebaut werden darf. Wir haben der Stadt auch immer wieder angeboten, bei der Suche nach alternativen Standorten zusammenzuarbeiten. Davon wollte sie allerdings nichts wissen. Für sie gibt es nur diesen einen Standort auf der Boppiwiese. Der Stadtrat kommunizierte nicht offen und ehrlich.

Inwiefern?
Man spielt die Auswirkungen auf die Boppiwiese runter. Die 72,4 Prozent, die von ihr noch übrigbleiben würden, könnten nämlich aufgrund des Neubaus der Tagesbetreuung erst ab 2030 wieder benutzt werden. Zudem ist es unverständlich, warum man auf der Wiese bauen, gleichzeitig aber drei Bäume entlang der Strasse pflanzen will, aus «Umweltgründen». Es wird einfach mit einer Salamitaktik vorgegangen. Wenn man dann so über uns herzieht, nervt mich das ziemlich.

Stadtrat und Stadtparlament haben sich gegen die Umzonung ausgesprochen. Auch sämtliche Parteien mit Ausnahme der SVP empfehlen ein Nein für die Abstimmung. Hand aufs Herz: Wie gut stehen Ihre Chancen?
Unsere Chancen sind da, obwohl «zunkunftboppi», das Nein-Komitee, von der Mehrheit der Fraktionen unterstützt wird! Wir wollen uns nicht vorwerfen lassen, dass wir unsere demokratischen Rechte nicht wahrgenommen haben und akzeptieren den Entscheid, der dann am 14. April 2024 dasteht. Das Problem ist: Das Stadtparlament hat schon beim Projektierungskredit geschlafen. Die Frage, ob der Standort richtig sei, wurde im ganzen Prozess nie gestellt. Man hat einfach den Kredit gutgesprochen. Würde man uns jetzt unterstützen, müsste man zugeben, dass man einen Fehler gemacht hat. Wenn man mit Mitgliedern von einzelnen Parteien spricht, hört man plötzlich, dass es innerhalb der Partei nicht so eindeutig ist, wie es gegen aussen getragen wird.

Auf der anderen Seite: Von wem erhalten Sie Unterstützung?
Mit vielen Aktionen und unzähligen freiwilligen Helfern haben wir einen Wahlkampf David gegen Goliath geführt und es gibt viele Sportvereine, die die Boppiwiese nutzen. Zum Beispiel im Rahmen der Alternativen Fussballliga. Viele trauen sich jedoch nicht, sich zu äussern aus Angst vor Repressalien der Stadt.

Repressalien in welcher Form?
Einige Vereine fürchten sich davor, dass man möglicherweise bei der Planung von Hallen- oder Trainingszeiten aussen vor bleiben könnte, würde man sich gegen das Projekt aussprechen.

Markiert wurde die Fläche, welche die Wiese nach dem Bau der Tagesbetreuung noch hätte. Für Stevan Dronjak ist das nicht genug. Bild: zVg

Wie würde das Quartier von einer Umzonung profitieren?
Die Boppiwiese ist ein allseits beliebter Platz für Sport und Veranstaltungen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Letztendlich profitiert nicht nur das Quartier, sondern die ganze Stadt. Wir haben ohnehin zu wenig Trainingsplätze für Frauenfussballteams, für Teams aus tieferen Ligen und Plauschligen… Wenn die Boppiwiese verkleinert wird, würde auch sie nicht mehr als Trainingsstätte zur Verfügung stehen.

Und warum liegt Ihnen die Boppiwiese persönlich am Herzen?
Als sportbegeisterter Familienvater bin ich natürlich sehr mit dieser Wiese verbunden. Ich frage mich: Wenn wir eine Alternative haben, warum muss diese Wiese vernichtet werden.

Was wäre denn die Alternative?
Im Rahmen des Wettbewerbs hat ein Architekt der Stadt ein Projekt namens «Sorelia» am aktuellen Standort der Tagesbetreuung vorgelegt. Dort hat es einen Hartplatz, auf welchem man ein Provisorium für den Umbau errichten könnte. Das haben wir auch der Stadt so kommuniziert. Diese ging aber zu keinem Zeitpunkt darauf ein.

Nun ist die neue Tagesbetreuung aber auch als Provisorium für die anstehende Schulhauserweiterung geplant. Sie sind selbst Vater von drei Schulkindern. Könnte ein Nicht-Bau der Tagesbetreuung nicht auch zulasten der Kinder gehen, wenn die Schule aus allen Nähten platzt?
Für mich sind die Schulhauserweiterung und der Bau der Tagesbetreuung zwei verschiedene Paar Schuhe. Ja, es ist richtig, im Schulhaus braucht es mehr Platz und auch die jetzige Organisation der Tagesbetreuung ist nicht optimal. Das verneinen wir ja auch gar nicht. Aber es gibt, wie gesagt, Lösungen, ohne dass man die Wiese zupflastern müsste. Bei den Schulhäusern Zil und Hebel hat sich gezeigt, dass der Schulbetrieb in einem Provisorium problemlos möglich ist.

Gegner der Initiative heben immer wieder hervor, dass ein Ja zur Umzonung den Bau der Tagesbetreuung verzögere.
Auch dieses Argument ist fadenscheinig. Der Planungskredit ist ja ohnehin noch hängig im Stadtparlament, weil eine Kostenreduktion um 1,2 Millionen Franken auf 14 Millionen verlangt wird. Das heisst, man könnte sowieso noch nicht mit dem Bau starten. Die Tagesbetreuung ist zudem Opfer einer finanziellen Fehlplanung.

Sie finden, die Rechnung sei zu hoch ausgefallen…?
Das Projekt ist viel zu teuer. Ursprünglich sollte es mal 8,9 Millionen kosten, jetzt sind daraus 15,2 Millionen geworden. Ich kann doch auch nicht als Privater zur Bank gehen, einen Kredit beantragen und wenn mir dieser gewährt wurde, nochmals das doppelte verlangen. Es heisst immer wieder, man müsse achten, wofür man Geld ausgebe, bei Bauten geht das dann aber meist wieder vergessen.

Die Boppiwiese war ja schon immer als Bauland eingetragen. Hätte man nicht schon länger damit rechnen müssen, dass auf ihr gebaut werden könnte?
Ich habe das tatsächlich auch nicht gewusst. Wir hatten ja ein ähnliches Theater schon mit dem Skilifthang, den wir glücklicherweise rechtzeitig umzonen konnten. Mir ist es ein Rätsel, warum solche offensichtliche Freizeits-Zonen als Bauland eingetragen sind.

Die IG Boppiwiese führte zweimal einen Infostand im Quartier, um für ihre Initiative zu weibeln. Bild: zVg

Wie ist der Abstimmungskampf der IG Boppiwiese verlaufen?
Wir hatten seit Anfang Jahr mehrere Aktionen. Wir haben Kleber fürs Auto und Flyer verteilt, Plakate aufgestellt und zweimal hatten wir auch einen Infostand. Das war sehr schön, denn wir spürten bei diesen Aktionen Unterstützung über unser Quartier hinaus.

Wie ist die Stimmung denn im Quartier?
Ich spüre viel Unmut in der Bevölkerung. Vor allem über die Haltung des Stadtrates. Was mich stört, ist, dass die Gegner der Initiative, die natürlich auch einen Abstimmungskampf lanciert haben, uns als Verhinderer und Blockierer darstellen. Das sind wir nicht. Wir wollen lediglich unsere Boppiwiese schützen und erhalten.

Am 14. April ist die Abstimmung. Wie geht es danach weiter?
Wir hoffen natürlich auf ein positives Resultat. Sollte das eintreffen, würden wir die Stadt natürlich weiterhin bei der weiteren Projektplanung unterstützen. Es gibt ja, wie erwähnt, eine Alternative… Wir hoffen, dass wir dann nicht als die Zerstörer des Projekts hingestellt werden.

Und wenn es jetzt ein Nein gäbe?
Dann haben wir alles versucht, was in unserer Macht steht, um eine Verschandelung der Boppiwiese zu verhindern.

Jonas Schönenberger
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