Zu den Kostbarkeiten meiner Büchersammlung gehört der 1830 in St. Gallen erschienene, über 500 Druckseiten umfassende, illustrierte Band mit dem Titel «Bruchstücke aus einigen Reisen nach dem südlichen Ruβland, in den Jahren 1822 bis 1828, Mit besonderer Rücksicht auf die Nogayen-Tataren am Asowschen Meere». Verfasst hatte das Werk Daniel Schlatter (1791-1870), und er widmete es «dem Tataren Ali-Ametow und dessen Sohn Abdullah zu dankbarem Andenken» im August 1829.
UKRAINE
Mit dem «südlichen Russland» bezeichnete Schlatter jenes weite Land zwischen Dnjestr und Dnjepr sowie zwischen Donez und Don, zwischen Odessa und Cherson bis Donezk, Bachmut und Lugansk sowie von Charkow und Poltawa bis und mit der «Nogaischen Steppe», der Krim und dem Asowschen Meer.
Diese und andere Namen hören, sehen und lesen wir täglich im Zusammenhang mit dem verheerenden Krieg in der Ukraine. Als sich Schlatter dort aufhielt, war die Ukraine zu grossen Teilen ein blühendes Land.
DANIEL SCHLATTERS REISE
Daniel Schlatter wurde 1791 in St. Gallen geboren, machte eine Lehre als Kaufmann, arbeitete als «Handlungscommis» in seiner Vaterstadt und lernte fleissig neue Sprachen. Er gehörte nicht zu jenen tüchtigen, unternehmungslustigen Kaufleuten unserer Stadt, die des Handels wegen in der Welt herumreisten. Nach eigenen Worten war seine Absicht, «einem frühe gewurzelten und lange genährten Trieb zu Reisen und zu Abentheuern ein Genüge zu thun». So brach er 1822 nach Russland auf und verliess am 7. März die Schweiz.
Seine Beschreibung der langen Reise durch die «Rheingegend» und die «Niederlande» nach London, seine «Fahrt nach Hamburg» und von Berlin nach Königsberg ist eine wahre Lesefreude und wäre wohl wert, hier ausführlich behandelt zu werden.