Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erwarb Ulrich Kromm [oder Krumm] (1587–1637), ein Bürger und «Avanturier» (Abenteurer) von St. Gallen, auf einer seiner Reisen nach Ägypten ein ausgestopftes Nil-Krokodil und brachte es nach St.Gallen. Er verkaufte es an Daniel Studer [oder Stauder] (1585–1648), einen wohlhabenden Freund, der das Objekt 1623 der Vadiana, der Stadtbibliothek im ehemaligen St.Katharinen-Kloster St.Gallen, schenkte.
Die Ostschweizer Stadt mit zahlungskräftigen Einwohnern war damals ein aufstrebendes Zentrum des Textilhandels. Das ausgestopfte Krokodil wurde zum Stadtgespräch. Studer verglich das St.Galler Exemplar mit ähnlichen Objekten in Ulm und Wien. Die Schenkung dieses Exoten war der Startschuss für das örtliche Naturalienkabinett.
Um 1750 wurde das ausgestopfte Krokodil, innen mit einem Eisengerüst verstärkt und mit Stroh gefüllt, von der Decke hängend ausgestellt.
In seiner Reisebeschreibung aus der Schweiz von 1727 schreibt J. C. Hagenbuch (1727) darüber: «Gleich beim Eintritt in die Stadtbibliothek von St.Gallen sieht man ein erschrökliches ungemein großes Crocodil, an der Tilli hangend; welche noch ohngefer d. 2. Finger breit länger als das in der kaiserlichen Kunstkammer in Wien aufbehaltene seyn solle. Sie, so man in anderen Bibliotequenen oder Kunstkammern zu sehen bekommt, sind, als ob sie Junge von diesem Thier waren.»
Nach 1800 wurde das Naturalienkabinett mehrfach verlegt. Durch ungünstige Lagerung verschlechterte sich der Erhaltungszustand des ausgestopften Reptils. Erst nach einer aufwendigen Restauration konnte dieses 402 cm lange Nil-Krokodil 2012 endlich prominent im Naturmuseum St.Gallen ausgestellt werden.