Am Ende schreiben zwei Spieler die Geschichte dieses verrückten Spiels, die bei einem strengeren Schiedsrichter gar nicht mehr auf dem Platz gestanden wären. Zum einen ist dies die Nummer 37, Christian Witzig, beim Gegner ist es Goalie Jérémy Vachoux, der die Nummer 74 trägt – also das Doppelte von Witzigs Rückennummer. Beide sahen Gelb. Witzig nach einem Foul in der 10. Minute, Vachoux wegen wiederholten Zeitspiels in der 72. Minute.
St.Gallen beisst sich am Torhüter die Zähne aus
Da stand Witzig immer noch auf dem Feld, obwohl er von Schiedsrichter von Mandach in der 59. Minute ernsthaft ermahnt wurde, dass er beim nächsten Foul oder beim nächsten Ton, den er von sich gebe, vom Platz fliege. Witzig hielt sich an die Vorgabe des Unparteiischen. Und Vachoux reizte dessen Geduld bis aufs Äusserste aus, weil er auch danach sich immer wieder viel Zeit liess beim Abstoss und plötzlich auch noch Krämpfe bekam. Der Espenblock und auch die übrigen der 16'192 Fans im Stadion hatten diese Geduld schon bald nicht mehr.
Doch der Goalie von Stade Lausanne-Ouchy war heute so oder so ein Teufelskerl. Unglaublich, was der Franzose alles hielt, aber auch unglaublich, welche Chancen der FCSG liegen liess. Nach einer schwachen ersten Halbzeit ging es nach der Pause eigentlich nur noch in eine Richtung, in Richtung Espenblock. Aber Willem Geubbels (71.) und Chadrac Akolo (78.) konnten ihre 100-prozentige Torchance nicht verwerten.
Erlösung in letzter Sekunde
Doch in der 93. Minute fiel Geubbels nach einem Zweikampf mit Lucas Pos, weil der Amerikaner unserem Stürmer hinten in vollem Lauf auf die Ferse trat und diesen aus dem Gleichgewicht brachte. Wer würde nun die Nerven behalten, die alle anderen im Kybunpark schon längst verloren haben? Christian Witzig! Obwohl Vachoux auch hier wieder die Ecke ahnte und beinahe den Ball gehalten hätte. Doch Witzigs Penalty war schlicht zu gut geschossen und der anschliessende Jubel grenzenlos.
So bleibt die beeindruckende Serie der St.Galler mit mehr als 100 Partien, welche nicht 0:0 enden, auch nach diesem Spiel bestehen. Wohl auch genau deswegen war der Kybunpark selbst nach fünf sieglosen Spielen und gegen den ultradefensiven Tabellenletzten an einem kalten Samstagabend gut gefüllt, auch wenn die Gästefans an einer Schreinerhand abgezählt werden konnten. Zwei Personen nahmen den weiten Weg vom Genfersee auf sich.