Das gab es noch nie. Zum ersten Mal musste der Fachvortrag vom bewährten Hörsaal in den Theatersaal 1 in der Lokremise ausweichen, weil der traditionelle Veranstaltungsort im Fachhochschulzentrum für 140 Teilnehmer zu klein war. «Es ist ein enorm grosses Interesse, mit dem Vortrag treffen wir ‹die Seele der Zeit›», sagte denn auch Gian Bazzi, Präsident von Gewerbe Stadt St.Gallen, in seiner Einleitung.
Vergleichbar mit der Erfindung der Elektrizität
Im Rahmen der Partnerschaft Gewerbe@OST referierte Guido Schuster, Direktor des ICAI Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, am Dienstagabend über künstliche Intelligenz und deren Chancen für die Wirtschaft. Künstliche Intelligenz lasse sich in etwa mit der Erfindung der Elektrizität vor 150 Jahren vergleichen: «Sie wird einen grossen Impact auf die Gesellschaft haben», sagte der OST-Professor.
«Eine Maschine macht etwas, das man als intelligent bezeichnen könnte. Wenn ein Mensch das Gleiche machen würde, dann ist das ‹schwache› künstliche Intelligenz. Sobald die Maschine dies in vielen verschiedenen Gebieten kann, dann weitet sich der Begriff aus und man fängt an von ‹starker› künstlicher Intelligenz zu sprechen. Heute haben wir viele ‹schwache› künstliche Intelligenzen, und man streitet sich darüber, ob ChatGPT bereits Zeichen von ‹starker› künstlicher Intelligenz zeigt», erklärte Schuster.
Bereits präsent auf dem Markt
Das ICAI Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence der OST hat bereits verschiedenen Anwendungen mit künstlicher Intelligenz zur Marktreife verholfen. So interpretieren die modernen EKG-Messgeräte von Schiller die Herzströme selbst – ohne Hilfe einer Kardiologin. Im Flugsimulator von Loft Dynamics kann man das Fliegen eines Helikopters lernen, ohne jemals vom Boden abzuheben – der weltweit erste Flugsimulator, der für diese Zwecke von den Luftfahrtbehörden zertifiziert wurde.
Und die neusten Spritzgusssysteme von Kraus-Maffei seien dank den Entwicklungen an der OST bald mit Systemen ausgestattet, welche die klassische Qualitätskontrolle im Labor überflüssig macht, weil die Qualität der Teile bereits während dem Herstellungsprozess genau vorhergesagt werden kann.