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Stadt St.Gallen
23.01.2024
24.01.2024 09:19 Uhr

Die Irrfahrten des St.Galler Klosterarchivs

Obwohl die wichtigsten Dokumente des St.Galler Klosterarchivs in Fluchtkisten aufbewahrt wurden, waren während der langen Klostergeschichte immer wieder Verluste zu beklagen.
Obwohl die wichtigsten Dokumente des St.Galler Klosterarchivs in Fluchtkisten aufbewahrt wurden, waren während der langen Klostergeschichte immer wieder Verluste zu beklagen. Bild: Cornelia Vinzens
Am 26. Januar 2024 eröffnet das Stiftsarchiv seine neue Jahresausstellung. Sie erzählt Geschichten von Katastrophen, in denen dem Kloster St.Gallen Dokumente entwendet wurden – und von Glücksmomenten, in denen verloren geglaubte Bestände wieder ins Stiftsarchiv zurückkehrten. Die Heimkehrer werden erstmals in einer Gesamtschau im Ausstellungssaal des Stiftsarchivs präsentiert.

Das Stiftsarchiv St.Gallen gilt heute nicht nur als ältestes noch erhaltenes Klosterarchiv Europas, sondern auch als eines der bedeutendsten. Seine Bestände gehören zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Diese einzigartige Überlieferung ist freilich nicht nur der Umsicht der Klosterarchivare seit dem frühen Mittelalter zu verdanken. Auch Zufälle, Beharrlichkeit und Verhandlungsgeschick haben bis in die Gegenwart dazu beigetragen, dass Dokumente, die teilweise während Jahrhunderten in fremden Archiven lagerten, dem Stiftsarchiv zurückgegeben werden.

Immer wieder verschwanden Dokumente

Das Kloster St.Gallen bewahrte seine wichtigsten Rechtsdokumente in mobilen Fluchtkisten auf, die bei Gefahr rasch in Sicherheit gebracht werden konnten. Doch nicht immer gelang die rechtzeitige Evakuation. Bei der Plünderung der Pfalz in der Reformationszeit kamen 1531 hunderte von wertvollen Dokumenten aus dem frühen Mittelalter abhanden. Viele von ihnen konnte Abt Pius Reher hundert Jahre später zurückkaufen. 50 Urkunden aus der Gründungszeit des Klosters wanderten jedoch bis nach Bremen, bevor sie der Kanton St.Gallen 1948 als Dankesgeschenk für sein humanitäres Engagement nach dem Zweiten Weltkrieg zurückerhielt.

Auch Archivgut, das anlässlich des Toggenburger Kriegs von 1712, der Revolutionszeit um 1798 oder der Klosteraufhebung 1805 verschleppt oder ausgelagert worden war, gelangte auf bisweilen abenteuerlichen Wegen wieder an den Ort ihrer Provenienz zurück. Diese Überlieferungsgeschichten sind spannend wie Kriminalromane und versprechen ein anregendes Ausstellungserlebnis.

Ein weiterer Blick in die Ausstellung, die am 26. Januar 2024 eröffnet wird. Bild: Marc Lins

Renommiertes Ausflugsziel

Der Ausstellungssaal des Stiftsarchivs gehört neben dem Barocksaal und dem Gewölbekeller der Stiftsbibliothek zum musealen Angebot im Stiftsbezirk St.Gallen. Das Eintrittsticket ist für alle drei Ausstellungen gültig.

Die Jahresausstellungen des Stiftsarchivs beleuchten primär sozial-, wirtschafts- und rechtshistorische Alltagsthemen aus der 1100-jährigen Klostergeschichte und bieten damit zahlreiche Anknüpfungspunkte an die Gegenwart. 2023 war der Ausstellungssaal für den European Museum of the Year Award (EMYA) nominiert.

pd/jos
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