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08.01.2024
08.01.2024 14:17 Uhr

Überwältigende «Cavalleria rusticana»-Premiere in Wil

Die Premiere der «Cavalleria Rusticana» war ein voller Erfolg.
Die Premiere der «Cavalleria Rusticana» war ein voller Erfolg. Bild: zVg
Vergangenen Samstag fand in der Tonhalle Wil die Premiere der diesjährigen MUSIKTHEATERWIL-Produktion statt: «Cavalleria rusticana» von Pietro Mascagni.

Nach langer Pause darf MUSIKTHEATERWIL endlich wieder auf der Bühne stehen. Mit Mascagnis «Cavalleria rusticana» war ein Werk gewählt worden, welches zu den beliebtesten Werken der Opernliteratur gehört und mit seiner kraftvollen Musik zu begeistern vermag. Regisseurin Regina Heer setzt in ihrer Inszenierung eigene Schwerpunkte, insbesondere bei der Hauptfigur der Santuzza. Sie erzählt eine packende Geschichte um eine junge, selbstbewusste Frau mit der Fähigkeit, alle Tiefen auf ihrem Weg unmittelbar zu durchleben und gestärkt daraus hervorzugehen. 

Chor als Handlungsträger

Heer ist es gelungen, ein Bühnenteam aus Laien und Profis zu einem homogenen Gesamtbild zusammenzufügen, dessen Darstellung vom ersten Augenblick an fesselt. Der Theaterchor als sizilianische Dorfbevölkerung brilliert mit authentischen Figuren, die weit mehr sind als dekorativer Chor.

Die Figuren sind vielmehr Handlungsträger individueller Geschichten, die man im Laufe des Abends wieder erkennt und mitverfolgt. So werden auch ungeübte Opernbesucher zum gebannten Geniessen verführt.

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Starkes Solistenteam

An der Spitze der Solisten glänzt die junge Uzwiler Mezzosopranistin Mirjam Fässler. Ihre Darstellung deckt das ganze Spektrum zwischen verliebtem Mädchen, verletzter Frau und wütender Furie ab, ohne jemals überzogen zu wirken. Fässlers Stimme spiegelt dieses breite Spektrum vollkommen wider.
An ihrer Seite steht der Tenor Eric Reddet mit einer liebenswerten Interpretation eines Turiddu, der einfach nur spielen will und sich dann völlig überrascht mit den Folgen seines Handelns konfrontiert sieht.

Annemarie Schweizer-Zimmermann und Daniel Raschinsky als Lola und Alfio spielen und singen mit starker Ausstrahlung und solider Darstellung. Stark auch die Darstellung Stefany Maria Bourquins als Turridus Mutter: Sie verliert ihren Sohn im Duell und ist damit nur ein weiteres Opfer alter, archaischer Bräuche.

Puccinis «Messa di Gloria»

Erweitert wird die Solistengruppe durch die Wilerin Nicole Bosshard. Sie singt die Sopranpartie in Puccinis «Gloria» aus der gleichnamigen Messe und spielt dabei einen spitzbübischen Messdiener. Mit diesem Einschub gelingt Regisseurin Regina Heer ein Geniestreich: So wird der Einakter zu einer abendfüllenden Oper. Mit der geschickten Choreografie des Chores, dessen lebendigen Figuren und den eingestreuten Komikelementen wird das Gloria zu einem unterhaltsamen Erlebnis.

Italienische Charaktere

Bühnenbild und Kostüme von Bernhard Duss geben einen äusserst authentischen, aber völlig kitschfreien Rahmen. Durch das Setzen von Architekturelementen eines sizilianischen Klosters fühlt man sich in das Dorfleben hineingezogen. Die Kostüme, in einer Zeit alter italienischer Filme angesiedelt, sind hervorragend auf die Charaktere abgestimmt und liefern Stereotypen von Mafiosi, Patres, Landarbeitern und italienischen Mamas.
Der musikalische Leiter Kurt Pius Koller führt das Sinfonische Orchester Wil sicher durch die grossen emotionalen Tiefen von Mascagnis Komposition. Das berühmte Intermezzo weist durch das etwas angezogene Tempo eine wohltuende Frische auf.

Stadtpräsident Hans Mäder stellte in seiner Begrüssung zum Premierenabend die Entführung durch die Oper in eine Welt heraus, in welcher man sich selbst reflektieren könne. Die Wiler «Cavalleria rusticana» lädt genau dazu ein: Mit den Protagonisten auf Entdeckungsreise in die unendliche Welt der Gefühle zu gehen.

Die Vorstellungen laufen noch bis 23. März 2024, Tickets sind unter www.tonhallewil.ch erhältlich.

pd
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