Sachen gibts, die gibts gar nicht – denkt man zumindest: Im Riethüsli weiden zurzeit Mutterkühe mit ihren Kälbern auf der Solitüde. Die Kühe tragen Glocken, deren Geläut unter anderem den Schreibenden erfreuen – ich wohne im «betroffenen» Quartier Oberhofstetten.
Offenbar haben es aber nicht alle so mit der Natur
Auf dem «Stadtmelder», der Online-Plattform der Stadt St.Gallen, auf der man Mängel an der Infrastruktur bequem melden kann, hat sich eine «Person» – der Absender bleibt selbstverständlich anonym – allen Ernstes über das Kuhglockengeläut beschwert.
Und zwar in gehässigem Ton: «Seit dem 19.09.2023 weiden Mutterkühe mit ihren Kälbern auf der Solitüde mitten im sehr, sehr ruhigen Riethüsli-Quartier. Die Kühe mit ihrem Glockengeläut stören massiv. Je nach Windrichtung kriegt man kaum ein Auge zu. Seit einer Woche versuche ich, Schlaf zu finden, ohne Erfolg. Bitte umgehend dieses unnütze Geläut beenden. Die Kühe werden sich kaum nicht wieder finden lassen. Wir sind in einer Stadt zu Hause und nicht auf einer Alp. Danke für die umgehende Reaktion.»
Da zieht also jemand in ein Aussenquartier mit Landwirtschaftszone – und ärgert sich dann über Kuhglocken? Das ist in etwa so wie die Schlaumeier, die neben einen Schiessstand zügeln, wo Land und Wohnen billig sind, und sich anschliessend über den Schiesslärm beklagen ...
Die Reaktionen der Community – man kann im Stadtmelder auch kommentieren – liessen nicht lange auf sich warten
«Wie kann man sich so über Kuhglocken ärgern und so blöd tun? Ich persönlich schätze sehr an St.Gallen, dass wir für unsere Grösse immer noch so grün geblieben sind. Dazu zähle ich selbstverständlich auch unsere Höfe und auch die Kuhglocken. Für mich vermittelt das ein Heimatgefühl. Mein Tipp an Sie, ziehen Sie nicht in ein Quartier, wo man damit rechnen muss. Es gibt genügend Quartiere, wo man nicht damit rechnen muss. In Stadt unten hören Sie keine Kuhglocken und wenn das Ihnen nicht reicht, würde ich Ihnen Basel, Zürich oder Ähnliches ans Herz legen», schreibt Nutzer «Naturliebhaber».
Ähnlich kommentiert «Es Büsi»: «Möglichtst an den Rand der Stadt ziehen, damit man das Grüne (die Weiden und Wiesen) geniessen kann und sich nachher über weidende Kühe aufregen! Solche Sorgen sollte man haben und dabei den anderen Lärm (Verkehrslärm) einfach ignorieren!»
Und Nutzer «3???» empfiehlt kurz und bündig: «Vorschlag: Zügeln Sie doch einfach!» Ebenso wenig Mitleid mit dem Einreicher hat der «Steuerzahler»: «Seit einer Woche nicht mehr geschlafen. Sie Armer! Sie dürfen auch zügeln.»
Was denken Sie? Kann oder darf man sich über Kuhglockengeläut enervieren, wenn man an der Landwirtschaftszone wohnt? – Schreiben Sie uns auf redaktion@stgallen24.ch