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Stadt St.Gallen
26.09.2023
26.09.2023 10:42 Uhr

HSG-Masterkurs zu Selbstreflexion und Wohlbefinden wird obligatorisch

Bild: HSG
Erstmals ist in einem HSG-Masterstudiengang ein Kurs zu Selbstreflexion und Wohlbefinden obligatorisch. Die Studierenden gewannen im Kurs teils lebensverändernde Einsichten.

«Wir wollen, dass die Studierenden nicht einfach so ihr Studium durchleben, sondern sich auch mit sich selbst auseinandersetzen und Weichenstellungen bewusst treffen», sagt Christoph Lechner, Ordentlicher HSG-Professor für Strategisches Management und akademischer Leiter des «Master in General Management» (MGM).

MGM-Studierende mussten im vergangenen akademischen Jahr erstmals verpflichtend den Kurs «Personal Development: Self-reflection und Well-being» besuchen. «Wir haben diesen Kurs sehr bewusst eingeführt, da wir denken, dass neben fachlichen Skills auch die Reflektion der eigenen Einstellungen für die Entwicklung einer zukünftigen Führungskraft sehr wichtig ist», so Lechner.

Studierende coachen sich untereinander

Die Studierenden erhielten zu Beginn des Kursjahres Inputs von Expert:innen zu den Themen Achtsamkeit und Resilienz, Schlaf sowie Ernährung. «Das sind zwar sehr grundlegende Themen, aber bei diesen fängt der nachhaltige Umgang mit den eigenen Ressourcen an», sagt dazu Petra Kipfelsberger, HSG-Assistenzprofessorin für Leadership and Organizational Behavior. Gemeinsam mit dem HSG-Lehrbeauftragten Navid Alizadeh führte sie den Kurs durch. Insgesamt haben diesen rund 150 Studierende besucht.

In einem nächsten Schritt setzten sich die Studierenden individuelle Entwicklungsziele in den Bereichen Beziehung zu sich selbst, Beziehung zu anderen sowie Gesundheit und Energiemanagement. «Diese Ziele dienten während des Jahres als roter Faden», sagt Kipfelsberger. Die Studierenden tauschten sich regelmässig in Kleingruppen zu persönlichen Themen und Fragen aus. Dabei nahmen sie wechselnd die Rolle eines Coaches ein. Ein Gespräch wurde zum Schluss des Kurses protokolliert und eingehend analysiert. «Dabei haben die Studierenden Coachingtechniken gelernt. Dazu gehört etwa, aktiv zuzuhören und gute Fragen zu stellen.» Damit offene Gespräche möglich waren, vereinbarten alle Kursteilnehmenden zu Beginn eine Vertraulichkeitspflicht untereinander.

Heutige Führungskräfte brauchen Coachingkompetenzen

Laut Kipfelsberger werden Coachingkompetenzen für Führungskräfte immer wichtiger. «Manager:innen hatten früher eher die Antworten, heute müssen sie in ihren Teams, die oft aus verschiedenen Expert:innen bestehen, die richtigen Fragen stellen und zuhören können.»

Zum Abschluss des Kurses reflektierten die Studierenden in Essays, was sie gelernt und ob sie ihre persönlichen Ziele erreicht haben. Kipfelsberger und Alizadeh ermutigten die Studierenden, möglichst offen zu berichten und sicherten ihnen dafür strengste Vertraulichkeit zu. «Auch wir als Dozierende haben im Kurs von eigenen, sehr persönlichen Erlebnissen in unseren Leben berichtet. Dadurch sind auch wir gewachsen», sagt Kipfelsberger.

Der Inhalt der Essays habe gezeigt, dass viele Studierende durch «Personal Development: Self-reflection und Well-being» schwierige persönliche Themen in ihrem Leben angehen konnten. «Zudem haben viele Studierende die Angst, etwas zu verpassen, weil sie mit sehr vielen Optionen konfrontiert sind. Viele haben auch besser gelernt, im Rahmen einer bewusst gestalteten Lebensführung damit umzugehen.»

Der Kurs werde nun mit den Erfahrungen der ersten Durchführung weiterentwickelt. «Die HSG ist mit der verpflichtenden Einführung dieses Kurses pionierhaft unterwegs», sagt Kipfelsberger. Aus ihrer Sicht sei der Kurs für alle Studierenden sinnvoll, nicht nur für jene, die vor besonderen persönlichen Herausforderungen stehen. «Die Studierenden stehen in einer prägenden Lebensphase, in der die Sinnsuche im Zentrum steht. Dabei möchten wir sie unterstützen.»

Urs Zwingli/HSGFocus