Im September werden die 100 besten Plakate im Eingangsbereich der Schule für Gestaltung St.Gallen ausgestellt. Philip Kerschbaum ist Präsident des Vereins Alumni HF KGD und Inhaber des Design-Studios Modo. Der in St.Gallen arbeitende Kerschbaum erzählt auch, welche Rolle die Ausstellung an der St.Galler Museumsnacht vom 9. September spielt.
In Berlin sind sie bereits zu sehen, in St.Gallen ist es am 1. September 2023 so weit: Die 100 besten Plakate des Jahres 2022 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Worauf dürfen wir uns freuen?
Ich war an der Eröffnung in Berlin und darf sagen, dass uns erneut eine unglaublich spannende Ausstellung erwartet. Es gibt diverse Höhenflüge zu bestaunen. Und für die Vernissage am 1. September darf ich Erich Brechbühl und ein Jury-Mitglied der 100 besten Plakate ankündigen.
Unter den tollen Werken gibt es auch wieder eines mit lokalem Bezug. Das Design Studio Büro Sequenz hat es mit seinem Plakat für das St.Galler Literaturfestival Wortlaut unter die 100 besten Plakate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz geschafft.
Weshalb überzeugt gerade das Wortlaut-Plakat?
Für das Literaturfestival wird seit Jahren mit derselben Flächenteilung gearbeitet: Das Plakat wird durch zwei Diagonale und zwei Vertikale getrennt, die ein W bilden. Sascha Tittmann, Corinna Gelli und Amanda Züst haben dieses Mal eine sehr radikale typografische Lösung gefunden.
Sie verzichten komplett auf Bilder und verschaffen dem Schriftzug «Wortlaut» Raum. Das überzeugt, denn an Literaturtagen hat das Wort Gewicht. Diese Radikalität, dieses auf den Punkt bringen ist eine grosse Qualität. Darüber werden sich die Besucher der Vernissage bestimmt mit den Schöpfern unterhalten können.
Welches der 100 besten Plakate 2022 ist Ihnen positiv aufgefallen?
Franz Frommann von der Universität für Angewandte Kunst in Wien hat es mit seinem Plakat definitiv geschafft. Es zeigt einen riesigen Autoreifen, der mit «Killing You Softly» beschriftet ist. Während die Aussage auf die Klimathematik hinweist, wird der Reifen wahnsinnig schön, ja fast schon überhöht dargestellt. Wie in einem Autosalon.
«Killing You Softly» ist sozialkritisch und etwas ironisch. Das Plakat regt zum Nachdenken an: Soll ich bei jeder Gelegenheit auf das Auto zurückgreifen? Solche politischen Statements gefallen mir.