Kiesel sind oft unbemerkte Wegbegleiter: Sie liegen auf Kiesbänken im Fluss, in Gärten und Stadtparks und besonders schöne Exemplare erhalten manchmal sogar einen Ehrenplatz auf dem Fensterbrett. Ihre Form, Farbe, Grösse und Struktur ist sehr unterschiedlich – auch wenn unter einem «Kieselstein» im Volksmund ein «kleiner, durch Wasserströmung rund geschliffener Stein» verstanden wird.
Wer so alt und so weit gereist ist, hat faszinierende Geschichten zu erzählen. Oft bleiben diese auf den ersten Blick vorerst verborgen.
Interaktive Kieselsteine
Die neue Sonderausstellung «Kleiner Kiesel ganz gross» möchte diese spannenden Geschichten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Ausstellung ist eine Produktion des Naturmuseums Winterthur. Szenografisch sind die sieben Themenbereiche der Ausstellung in je einem überdimensionalen Kieselstein verortet, der in Schubladen und hinter Klappen spannende Entdeckungen bereithält.
Gleich zu Beginn der Ausstellung wird der Begriffswirrwarr zum Kieselstein geklärt. Gibt es einen Unterschied zwischen «Kiesel» und «Kies»? Und ist wirklich jeder Kieselstein rund geschliffen?
Wer genau hinschaut, entdeckt mehrere Variationen der runden Form: Es gibt kantig gerundete, flach gerundete, stängelig gerundete und kugelig gerundete Kieselsteine. Die Form wird massgeblich durch die Gesteinsart beeinflusst. So tritt Sandstein als Kiesel häufig flach gerundet auf, während Granit in Kieselform meist kugelig gerundet vorgefunden wird.
Aufreibende Reise ans Meer
Die Bestimmung der Gesteinsart ist auch der Schlüssel zu den verborgenen Entstehungsgeschichten der Kiesel. Grundsätzlich werden drei Gruppen unterschieden: Einige stammen aus Ablagerungen in der Tiefsee (Ablagerungsgesteine), andere waren einst flüssig und sind erstarrt (Erstarrungsgesteine) oder wurden so stark erhitzt und zusammengepresst, dass ein neues Gestein entstanden ist (Umwandlungsgesteine).
Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft liegen sie heute vereint auf einer Kiesbank, sofern sie im Einzugsgebiet des gleichen Flusses vorkommen. So enthält einer der sieben Themenbereiche mehrere Schubladen, in denen die Funde einer Kiesbank nach Gesteinsgruppen geordnet präsentiert werden. Die Strömung des Flusses hat zwar die unterschiedlichen Gesteinsarten vermischt, die Steine aber nach Grösse, Gewicht und Härte sortiert und verschieden geformt.
Sand- und Kalksteine sind bereits nach wenigen Kilometern ihrer Reise ganz abgerundet, nach 10 bis 15 Kilometern sind sie nur noch halb so gross. Härtere Gesteine wie Granite oder Gneise sind nach 10 bis 20 Kilometern ganz abgerundet, aber erst nach 100 bis 300 Kilometern halb so gross wie zu Beginn. Je nach Weglänge und Gesteinsart erreicht ein Kieselstein aus der Schweiz das Mittelmeer bereits als feinster Sand.