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Stadt St.Gallen
02.05.2023

St.Gallen feiert Wiborada-Tag

Bild: heiligederschweiz.ch
Spaziergänge, Führungen, Zellenleben und Grab-Performance: In der Stadt St.Gallen finden zahlreiche Anlässe für die Öffentlichkeit statt, um an die vergessene Heilige Wiborada zu erinnern. Hier gibt es einen Überblick.

Lange war sie vergessen, nun wird ihr jährlich ein Gedenktag gewidmet: Heute am 2. Mai beschäftigt sich St.Gallen intensiv mit Wiborada. Die Heilige trägt eine unglaublich wichtige historische Bedeutung für die Gallusstadt. Sie rettete den Klosterschatz, sicherte das Vermächtnis der Stiftsbibliothek und hatte jahrelang ein offenes Ohr für jedermann.

Als Inklusin lebte sie viele Jahre eingeschlossen in der Kirche St.Mangen. Derweil amtete sie als Gesprächspartnerin am Fenster ihrer Zelle, hörte zu und gab jedem Rat, der sie aufsuchte – dazu gehörten auch die Mönche des Klosters St.Gallen. Im Jahr 926 starb Wiborada, da sie ihre Kammer auch beim ungarischen Einfall nicht verliess.

Zurück blieb eine Erinnerung an die Einsiedlerin, Geweihte und Märtyrerin, welche erst in Vergessenheit geriet und vor zwei Jahren durch das «Wiborada-Projekt» vermehrt ins Bewusstsein gerufen wird. Die Initiantin Hildegard Aepli ehrt so Wiboradas Andenken.

Veranstaltungen und Anlässe

Wiboradas Geschichte wird zum Leben erweckt: Seit zwei Jahren gibt es eine Nachbildung von Wiboradas Klause an ihrem früheren Wohnort. In dieser Zelle leben seit dem 28. April 2023 fünf Männer eine Woche lang eingeschlossen, anschliessend andere fünf Männer eine weitere Woche. Die Teilnehmer empfinden Wiboradas Einsamkeit und Abgeschlossenheit nach, während sie ihren Pflichten nachgehen.

Täglich von 12.30 bis 13.30 Uhr und von 17.30 bis 18.30 Uhr haben die Männer ein offenes Ohr am Fenster, wobei die St.Galler Bevölkerung da vorbeigehen und Hilfe suchen kann. Ausserdem beten die freiwilligen Inklusen für alle, die krank, isoliert, zur Untätigkeit verdammt oder in ihrer materiellen Existenz bedroht sind.

An Wiboradas Wohnort, der Kirche St.Mangen, findet das «Fürbittgebet der Stadt» im Chor statt. Freiwillige bringen die Anliegen, Wünsche und Bitten der Besucher von Wiboradas Zelle vor Gott.

Denselben Ort können Primar- und Oberstufenklassen besuchen, um während eines Rundgangs Wiborada besser kennenzulernen. Zur Auswahl steht ein 60-Minuten-Rundgang um und in der Kirche oder ein 90-minütiger Rundgang im Quartier sowie um und in der Kirche.

Bereits unterwegs befindet sich die Pilgergruppe, die vom Bahnhof Häggenschwil über Wittenbach zur Kathedrale St.Gallen. Um 16 Uhr endet der Anlass dort mit einem Gottesdienst.

Lika Nüssli performt in der Stadt

Für eine Premiere sorgt dieses Jahr die Künstlerin Lika Nüssli. Die St.Gallerin macht auf Wiboradas nicht-sichtbares Grab aufmerksam und performt in diesem Rahmen «I Adore You» (stgallen24 berichtete). An verschiedenen Orten, unter anderem mit historischer Bedeutung, legt sie sich in einem schlichten weisen Kleid auf den Boden. Dabei fordert sie Passanten auf, sie mit hellrosa Farbe zu beschütten.

An diesen Orten macht Lika Nüssli Halt:

  • 12 Uhr: Vadiandenkmal
  • 13 Uhr: Klosterwiese
  • 14 Uhr: Bangor, unten bei der Mühleggbahn
  • 15 Uhr: Kornhausplatz, Bahnhof
  • 16 Uhr: Oberer Graben 3
  • 17 Uhr: Multergasse
  • 18 Uhr: Engelgasse
  • 19 Uhr: Kirche St.Mangen

Das grosse Final findet um 19 Uhr passenderweise bei Wiboradas Klause statt: Nüssli präsentiert das «Ritual der Liebe» bei der Kirche St.Mangen. Was das genau wird, ist eine Überraschung.

sir/stgallen24
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