Das Einmaleins der üblichen Cybersicherheit ist bekannt – keine Links in verdächtigen Mails anklicken, Zugangsdaten geheim halten, starke Passwörter, aktualisierte Geräte und sichere Onlineverbindungen nutzen. Das wissen auch kriminelle Hackergruppen, aggressive Konkurrenzorganisationen und Wirtschaftsspione.
«Heute wird die Schwachstelle Mensch via Social Engineering am häufigsten ausgenutzt, weil die technischen Massnahmen flächendeckende, günstige Online-Massenangriffe immer zuverlässiger verhindern», sagt Chris Eckert, Sicherheitsexperte und CEO der Swiss Business Protection AG, an einer Veranstaltung der Ostschweizer Fachhochschule (OST).
Das Repertoire beschränkt sich heutzutage aber nicht nur auf Social Engineering. Wenn es darum geht, an Informationen zu gelangen, setzen Angreifer unterdessen auch auf günstig verfügbare Spionagetechnik, die früher nur staatlichen Geheimdiensten zur Verfügung stand. Ein umfassender Schutz vor Informationsdiebstahl erfordert heute deshalb mehr als nur eine gute IT-Sicherheit.
Kaum professionelle Hilfe gefragt
Dem möglichen Schadenspotenzial durch die neuen Angriffsmöglichkeiten gegenüber stehen paradoxe Zahlen: Obwohl die Schäden durch erfolgreiches Social Engineering, Sabotage, Daten-Erpressung oder Lauschangriffe mit Minikameras- und -mikrofonen weltweit in den dreistelligen Milliardenbereich gehen und mehr als 75 Prozent aller angegriffenen Unternehmen konkrete Schäden durch solche Angriffe erleiden, holen sich nur rund 20 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz professionelle Hilfe für den Schutz vor Attacken, für deren Abwehr ihnen eigenes Know-how fehlt.
Den Hintergrund verortet Eckert in einem falschen Sicherheitsgefühl: «Nicht nur offensichtliche Ziele wie Militärorganisationen oder internationale Konzerne sind für Angreifer interessant. Jede Einzelperson mit peinlichen Fotos oder Zugang zu Firmennetzwerken und jedes Unternehmen vom Konzern mit begehrten Produkt-Bauplänen bis hin zum Dorfmetzger mit seinem geheimen Wurstrezept hat Daten, die sich weiterverkaufen lassen oder die sie erpressbar machen.»
Kreative Angriffsmethoden
Entsprechend kreativ gehen Wirtschaftsspione und Kriminelle vor. Der technische Fortschritt hat dazu geführt, dass heute kleine unauffällige Wanzen für wenige hundert Franken monatelang hochqualitatives Ton- und Bildmaterial aufzeichnen können. Getarnt als USB-Ladegeräte, Kugelschreiber oder USB-Stick, versteckt im Lichtschalter oder in der Fernbedienung liefern sie zuverlässig Informationen, die sich zu Geld machen oder als Druckmittel verwenden lassen.