Für den zweiten Wahlgang der Ersatzwahl eines st.gallischen Mitglieds des Ständerates vom 30. April 2023 sin im März bei der Staatskanzlei St.Gallen drei gültige Wahlvorschläge fristgerecht eingereicht worden.
Neben Esther Friedli (SVP) und Barbara Gysi (SP) tritt Lukas Alder aus Eggersriet an. Alder gehört keiner Partei an, hat Jahrgang 1986 und ist gemäss Webseite des Kantons «Mitarbeiter Treuhand, Zivilschützer, Sicherheitsangestellter, Müllmann und Produktionsmitarbeiter». Online findet man ansonsten kaum etwas über Alder: Kein LinkedIn-, Instagram- oder Facebookprofil. Fast scheint es so, als wolle der Mann aus Eggersriet gar nicht gefunden werden.
stgallen24 konnte ihn schliesslich erreichen
Fragen zu seiner Person wollte er nicht beantworten, jene zu seiner Kandidatur und der Motivation dahinter nur schriftlich. «Für mich ist das alles neu und ich bin so viel Aufmerksamkeit nicht gewohnt», sagte Lukas Alder während des kurzen Gesprächs.
Am Montag, 27. März, versammelte er mehrere Medien im Restaurant Rossbüchel in Grub SG – doch von Alder fehlte jede Spur. Der Restaurantbesitzer versuchte ihn mehrmals erfolglos zu erreichen: «Das ist schräg, denn schliesslich müsste er sich ja um jede Stimme bemühen.»
Gegenüber «20 Minuten» verriet der Eggersrieter, dass der Michael-Jackson-Song «Man in the mirror» die Inspirationsquelle für seine Kandidatur war. «Gutes denken, Gutes sprechen, Gutes tun», hält er für ein tolles Lebensmotto. Doch als Wahlkampfslogan will Alder das nicht verstanden haben.
Danach wurde es ruhig um Alder – bis jetzt
In einem kürzlich veröffentlichtem Interview mit TVO sagt er, dass er eine allfällige Wahl nicht annehmen würde. Seine Kandidatur sei eine Kurzschlussreaktion und er «emotional durch den Wind» gewesen. Ausserdem hätte ihm der Rummel um seine Person zugesetzt.
Nach dem TVO-Interview tauchte Lukas Alder noch auf der Tagblatt-Redaktion auf. Auslöser für die Unzufriedenheit, die den Politneuling zu seiner spontanen Kandidatur motivierte, seien etwa die aktuelle Bankenkrise sowie der Umgang der Schweiz mit der Coronapandemie gewesen.
Das Gesetz schreibt nicht vor, dass eine Kandidatur bei einem zweiten Wahlgang einer Majorzwahl die Kandidatur am ersten Wahlgang voraussetzt. Somit steht es jeder stimmberechtigten Person im Kanton St.Gallen frei, im zweiten Wahlgang der Ersatzwahl eines Mitglieds des Ständerats vom 30. April zu kandidieren – sofern sie mindestens 15 Stimmberechtigte findet, die mit ihrer Unterschrift eine Kandidatur ermöglichen. Alder scheint das gelungen zu sein.