Im letzten Jahr wurde im Vergleich zu 2021 erheblich weniger Rotwein in die Schweiz eingeführt und leicht mehr Weisswein. Der Import von Rotwein sank um neun Prozent auf 109.6 Millionen Liter. Gleichzeitig erhöhte sich der Import von Weisswein um 1 Prozent auf 38.4 Millionen Liter. 2022 wurde insgesamt so wenig Wein in die Schweiz importiert wie noch nie in den letzten zehn Jahren.
Ein Grund dafür ist die wetterbedingt geringe Erntemenge im europäischen Ausland im Vorjahr. Auch in der Schweiz fiel die Ernte wegen des kühlen und nassen Sommers historisch tief aus. Üblicherweise werden kleine inländische Ernten mit höheren Importen ausgeglichen. Das war im letzten Jahr nicht möglich.
Für diese Entwicklung gibt es wohl mehrere Gründe. Eine Erklärung liegt wohl darin, dass 2021 der Weinkonsum im Vergleich zu 2020 anzog und viele Händler 2022 in der Tendenz von ihrem Vorrat zehrten, statt grosser Mengen zu importieren. Ein anderer Grund: Nach den vorsorglich grossen Corona-Einkäufen sind einige Keller von Privatkunden noch gut gefüllt.
Qualitätsweinhandlung setzt Gegentrend
Allerdings sind nicht bei allen Weinimporteuren die Zahlen rückläufig. Die Weinhandlung Martel, eine führende Weinhandlung mit Standorten in St.Gallen und in Zürich, verzeichnete 2022 einen klaren Anstieg seiner Einfuhren. Entgegen dem Branchentrend legten die Martel Rotweinimporte 2022 um 16 Prozent zu und die Weissweinimporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr gar um 24 Prozent. Damit erhöhten sich die Importe der mittelgrossen Weinhandlung um insgesamt 18 Prozent.
Für Geschäftsleiter Jan Martel macht die Qualität des Sortiments den Unterschied: «Wir spürten klar eine steigende Nachfrage nach guten und hochwertigen Weinen. Nebst unserem boomenden Online-Handel war die klassische Beratung durch kompetente und motivierte Fachleute in unseren Ladengeschäften sehr gefragt. Und natürlich trug die Gastronomie, die im letzten Jahr wieder aufblühte, einen guten Teil zum Erfolg bei.»
Steigende Nachfrage bei hellen Weinen
Die Weinhandlung Martel ist ein in fünfter Generation geführtes Familienunternehmen mit 50 weinbegeisterten Angestellten: «Wir wurden vom Umsatzwachstum im letzten Jahr positiv überrascht. Als klassisches Familien-KMU mit bald 150-jähriger Geschichte suchen wir nicht den schnellen Erfolg, sondern streben ein nachhaltiges Wachstum an», sagt Jan Martel.
Für die kommenden Jahre sieht er Chancen bei Schaum- und Weissweinen: «Die steigende Nachfrage nach hellen Weinen stimmt uns zuversichtlich. Weisswein passt gut zu leichterem und fleischlosem Essen. Wir als Weinhändler beobachten diese Trends und entwickeln unser Sortiment ständig weiter.»
Dabei ist sich Jan Martel sicher: «Wir sehen unsere Stärke in der Vermittlung von Weinkultur und wir sind überzeugt: Qualität wird sich immer durchsetzen.»