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Stadt St.Gallen
09.03.2023
09.03.2023 14:26 Uhr

Trotz Regen: Feministinnen machen Lärm in St.Gallen

Bild: Patrice Ezeogukwu
Der Finta Treff SG, der Kurdische Verein SG und der feministische Streik St.Gallen organisierten zum Internationalen Frauentag am Mittwoch eine Demonstration. Von Queerrechten zu Anarchismus über Kurdistan; die Beweggründe der Teilnehmer sind vielseitig.

Statt mit lauten Rufen und Parolen startete der «queer-feministische Kampftag» am Internationalen Frauentag mit Stille. In einer Schweigeminute gedenkt die versammelte Menschenmenge den Erdbebenopfern in Nordsyrien, der Türkei und Kurdistan. Im Anschluss ergreifen zwei Vertreterinnen des Finta-Treffs sowie Silvia Vetsch vom Frauenhaus St.Gallen das Wort.

Sie erläutern den historischen Kontext des 8. März und kritisieren die Ignoranz des Staats gegenüber sexualisierter Gewalt. Durch das Fehlen von Statistiken sei es unmöglich, Gegenmittel zu ergreifen.

Vetsch betonte, es sei ein Kampftag. Mit Slogans wie «Wir fordern statt Kapitalismus Weitsicht und Nachhaltigkeit in der Bildung» stimmen die Veranstalter die Teilnehmer auf den nachfolgenden Demonstrationszug ein – und machen klar, dass die Bedeutung des Tages weit über Frauenrechte hinausreicht.

Hoffnungen für Kurdistan und die Welt

Beschriebene Banner, kurdische Flaggen und violette Wimpel kennzeichnen die ungefähr 300 Demonstranten. Vom Kornhausplatz leitete die Polizei den Menschenzug durch über die Vadianstrasse in die Webergasse dann weiter auf den Gallusplatz und schliesslich zur Vadianstatue. Im kalten Regen skandiert eine bunte Mischung von Leuten unter anderem Sprüche auf kurdisch wie «Jin, Jiyan, Azadil» (deutsch: «Frau, Leben, Freiheit»).

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Die Teilnehmer haben verschiedene Anliegen und Hoffnungen. Der 42-jährige Firat ist Kurde und weiss um die schwierige Situation seiner Volksleute und vor allem der kurdischen Frauen, aber auch weltweit.

Er laufe für diese Frauen mit und kämpfe ebenso gegen Unterdrückung und Terror in seinem Heimatland. «Meine Hoffnung für die Zukunft ist, dass alle Menschen, insbesondere Frauen, gleichberechtigt in einer gleichberechtigten Welt leben.»

Anarchisten und junge Queer-Aktivisten

Aus einer anderen Motivation trägt Olivier eine Fahne in der Demonstration mit. Er denkt an Umweltprobleme und Frauenrechte. Ausserdem sehe er als Anarchist die Rassismus-Problematik als Herrschaftsform und im Kapitalismus ein ganzheitliches Problem.

Der 29-Jährige setzt sich für den Aufbau von Strukturen wie «Küche für alle» ein. Mit seiner Teilnahme am Streik richte er sich jedoch mehr an sich selbst: «Ich spaziere gern hier mit den Leuten. So finde ich Anschluss an das Wissen des Antikapitalismus und treffe neue Personen.»

Eine Gruppe von 14- bis 16-jährigen Mädchen sieht dabei noch andere Hintergründe. «Wir sind hier, um auf Frauen- und Queerrechte aufmerksam zu machen», erzählen sie. Sie fühlen sich kraftvoll, wenn sie umringt von Gleichdenkenden mitmarschieren. Damit wollen sie den Gedanken in der Gesellschaft anregen und zeigen, dass wir Probleme wie sexualisierte Gewalt und «Catcalling» haben.

In diesem Jahr seien zwei Veranstaltungen zum Demonstrieren gegen besagte Anliegen geplant. Zu wenig, wie die Jugendlichen finden. Gern setzen sie sich für die gleichen Themen mehrmals ein – wenn auch lieber bei anderem Wetter.

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Weitere Bilder von der Demonstration finden Sie bei uns auf Facebook.

Catcalling:
Sexuell anzügliches Rufen, Reden, Nachpfeifen im öffentlichen Raum; eine Form von verbaler sexueller Belästigung

Finta:
Steht für Frauen, Inter, Nichtbinäre (weder Mann noch Frau), Trans und Agender (geschlechtslos)

Kurdistan:
Das historische Siedlungsgebiet der Kurden. Einige der Staaten, über die sich das Gebiet erstreckt, vermeiden die Bezeichnung Kurdistan oder verbieten den Gebrauch des Begriffs.

Queer:
Sammelbezeichnung für Personen, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht der heterosexuellen Norm entspricht.

sir/stgallen24
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