Der St.Galler Pietro Vernazza war bis zu seiner Pensionierung Chefarzt der Infektiologie am Kantonsspital St.Gallen tätig. Während der Pandemie zählten Vernazzas Einschätzungen zu den wichtigen, aber auch umstrittenen Expertenstimmen (stgallen24 berichtete).
Auch wenn die Pandemie überwunden zu sein mag, schreibt Vernazza regelmässig Themenbeiträge auf «infekt.ch» und «corona-elefant.ch». Letzteres ist auch der Titel des Buches, welches der Arzt gemeinsam mit Konstantin Beck, Andreas Kley und Peter Rohner im Jahr 2022 veröffentlicht hat. Das Buch solle zum konstruktiv-kritischen Diskurs beitragen und Wege zur besseren Bewältigung der nächsten globalen Herausforderung aufzeigen.
Aber auch Medien scheinen an einer Aufarbeitung der Pandemie interessiert: Vernazza wurde nach eigenen Aussagen von einem stellvertretenden Chef des Medienhauses Tamedia, für eine Rubrik in der Sonntagszeitung, in der einige Experten aussagen, für einen Rückblick zu Corona angefragt.
«Ich wurde gebeten, drei Fragen mit maximal 1000 Zeichen zu beantworten. Die Frist zur Abgabe war am Dienstag, wenige Stunden nach Erhalt der Mail. Nun, ich hatte geantwortet, dass ich gerade noch beschäftigt sei, wonach mir der Journalist eine Frist bis Mittwochabend gegeben hat. Also, wenn mich die Sonntagszeitung bittet, dann lässt man doch andere Arbeit liegen. An die Arbeit!», schreibt der St.Galler in seinem Blog.
Rechtzeitig soll Vernazza seine Antworten dem Journalisten übermittelt haben – umso überraschter sei er gewesen, als am Sonntag der Artikel ohne Verwendung seines Textes erschienen ist. «Nun, das ist doch eher seltsam. Finden Sie nicht auch, dass die Sonntagszeitung sich mindestens hätte entschuldigen können? Aber nichts. Keine Antwort», so Vernazza weiter.
Er beschreibt das Vorgehen als «seltsame Zensurpraxis» und veröffentlicht sein Statement unter dem Titel «Was die Sonntagszeitung nicht drucken wollte» kurzerhand selbst auf seinem Blog. Diese kann man hier nachlesen.