«Ausländer XY raubt Tankstelle aus» – Schlagzeilen dieser Art werden häufig mit «Weg mit dem Pack!» kommentiert. Bei Meldungen wie «Schweizer Jugendliche verprügeln Rentner» wird nach den Vornamen der Täter gefragt. Das Feindbild ist klar: junge Männer mit Migrationshintergrund. Gefordert: Abschiebung.
Sobald es Schlagzeilen mit Gewalttaten gibt – besonders wenn Ausländer involviert sind – heisst es von der bürgerlichen Seite schnell: «Grenzen schliessen, Ausländer raus, strikte Migrationspolitik!».
Dass ein Ahmed, der mit Drogen gedealt hat, des Landes verwiesen wird, aber bei einem Hans, der seine Kinder jahrelang missbraucht hat, es nicht den gleichen Aufschrei gibt, erscheint mir unlogisch.
Fakt bleibt natürlich, dass Personen mit Migrationshintergrund in Kriminalstatistiken überrepräsentiert sind. Grund dafür ist aber nicht, dass Ausländer von Natur aus kriminell sind, sondern eher ihre Perspektivlosigkeit.
Straftäter sind häufig junge Männer in niederen sozialen Schichten, die am Rande der Gesellschaft leben. Das bestätigen auch Forscher. So sagte der Vizerektor der Schule für kriminalistische Wissenschaften der Universität Lausanne Marcelo Aebi 2019 gegenüber «swissinfo.ch», dass in der Schweiz die Farbe des Passes keine bestimmte Variable zur Messung der Kriminalität sei. Der sozioökonomische Status und das Ausbildungsniveau aber schon.
Dass das vor allem Ausländer sind, ist ein Nebenprodukt unserer ungenügenden Integrationsarbeit. Wenn man als nicht integriert gilt, nur weil man nicht jeden Spunten im Dorf aufzählen kann – wie es in einer Rheintaler Gemeinde der Fall war – ist einfach nur lächerlich.
Daher fände ich es toll, wenn man anstelle eines «Raus mit dem Pack!»-Kommentars mal versucht, mit Migranten ins Gespräch zu kommen. Vielleicht sieht dann der eine oder andere, dass Ahmed nicht böse, sondern einfach verzweifelt ist.
Für mich spielt es grundsätzlich keine grosse Rolle, ob ein Straftäter Asylant oder Eidgenosse ist. Ich würde gerne die Gründe erfahren. Weswegen hat Ahmed mit Drogen gehandelt? Warum verprügelt Emran andere, obwohl er vor Gewalt geflüchtet ist? Wieso hat Hans seine Kinder über Jahre misshandelt? Wenn man die Gründe kennt, kann man dagegen vorgehen und etwas nachhaltig verbessern.
Mit purem Hass kommen wir als Schweiz nicht vorwärts. Wir sollten Hand in Hand gehen, Migranten gesellschaftlich integrieren und gemeinsam versuchen, das Land, in welchem wir leben, zu einem besseren Ort zu machen.
Falls Sie sich fragen, warum ich trotz meines Aussehens keinen Migrationshintergrund habe: www.bfs.admin.ch ;)