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Stadt St.Gallen
12.12.2022
12.12.2022 15:54 Uhr

Plagiatsaffäre: «HSG kannte die Namen»

Bild: Universität St.Gallen
Rektor Bernhard Ehrenzeller will die Namen der Studenten nicht kennen, welche die Plagiate von Professor H. der HSG gemeldet hatten. Deren Anwältin widerspricht dieser Darstellung: «Wir können den Sachverhalt so nicht bestätigen.» Zeitgleich kommt ein weiterer «Professoren-Fall» ans Licht.

In einem Interview mit dem St.Galler Tagblatt wurde Bernard Ehrenzeller nach der Plagiatsaffäre an der HSG befragt. Darin erklärte der Rektor, dass die Universität nicht wusste, wer die Studenten seien, welche die Plagiate gefunden hatten: «Bei der Untersuchung der Habilitationsschrift auf Plagiate ist kein Student zu uns gekommen, stattdessen hatten wir eine Eingabe einer Anwältin. Wir hatten keine Namen und durften nicht mit diesen Studenten verkehren, denn da war die Anwältin Ansprechpartner für uns. Es ist eben rechtlich so, dass die Anzeigenden keine Parteistellung hatten. Hätten wir die Namen der Betroffenen aber gehabt, hätten wir sicher mit diesen gesprochen.»

Die St.Galler Anwältin Senta Cottinelli widerspricht

Cottinelli vertritt mehrere betroffene Personen seit Beginn in diesem Fall. Sie kritisiert den Rektor in einer Stellungnahme auf ihrer Webseite: «Wir können den geäusserten Sachverhalt der Universität so nicht bestätigen. Die Universität erhielt ein an Herrn Ehrenzeller persönlich adressiertes Schreiben (datiert August 2021), dessen Empfang uns schriftlich bestätigt wurde. Die Akten zeigen, dass bereits im ersten Satz des Schreibens mehrere Mandanten mit vollem Namen und Adresse genannt wurden.»

Gemäss der Anwältin wurde im Brief auch vermerkt, dass ein persönliches Treffen mit der HSG geschätzt würde, um weitere Auskünfte zum Fall zu geben und zu besprechen. Doch laut Senta Cottinelli hätten weder sie selbst noch ihre Klienten von der Universität je eine Kontaktaufnahme, Terminvorschläge oder eine Einladung zu einem Treffen erhalten, obwohl dies angeboten wurde.

Senta Cottinelli Bild: cottinelli-law.ch

Derweil droht der HSG weiteres Ungemach

Wie die NZZ am Sonntag herausgefunden hat, steht nun auch ein weiterer Professor in der Kritik. Er soll Studenten in seinem Institut ausgebeutet und Gelder in eine eigene Firma umgeleitet haben. Pikant ist, dass dieser Professor an der Habilitation von H. mitgeschrieben hat und Co-Autor von einem Habilitationspaper ist, das Eigen- und Fremdplagiate aus der Doktorarbeit beinhalten soll. Beide Professoren haben in Darmstadt promoviert und sassen zusammen im Verwaltungsrat einer Zürcher IT-Firma.

Zumindest in diesem Fall will die HSG eine Überprüfung durchführen. Konfrontiert mit den Aussagen, schreibt die Kommunikationsstelle der HSG der NZZ am Sonntag: «Aufgrund der Breite und Relevanz der Vorwürfe, die wir sehr ernst nehmen, haben wir uns entschlossen, diese unter externer Beteiligung vertieft zu überprüfen. Eine regelwidrige Inanspruchnahme von Mitarbeitenden oder Ressourcen wäre für uns selbstverständlich nicht akzeptabel.»

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