Der St.Galler Schriftsteller Christoph Keller ahnte wohl nicht, dass er mit seinem Roman «Der Boden unter den Füssen» aus dem Jahr 2019 unbewusst einen Nerv treffe, berichtet SRF: In seinem Roman nimmt er das Lebensgefühl der heutigen Corona-Krise vorweg.
Im Buch zieht sich der Protagonist, ein berühmter Brückenkonstrukteur, zurück: Er begibt sich in seinem Garten in die selbstauferlegte Quarantäne, weil eine seiner Brücken einstürzt und dabei mehrere Menschen ums Leben kamen.
Für seinen Roman, der jetzt, in Zeiten von Corona, eine besondere Strahlkraft besitze, wird Christoph Keller mit dem Alemannischen Literaturpreis geehrt, wie das Kulturamt Waldshut-Tiengen bekannt gegeben hat. Der Preis ist mit 10'000 Euro dotiert. Die Jury begründet ihren Entscheid damit, dass der St.Galler Autor den Roman sehr gut konstruiert und prophetische Züge an den Tag gelegt habe sowie eine "sprachlich und kompositorisch meisterhafte Annäherung an die drängenden Fragen unserer Zeit" biete.
Der Literaturpreis wird seit 1981 alle drei Jahre vergeben und soll laut den Organisatoren die Literatur des alemannischen Sprachraums fördern. Die Preisverleihung ist für den 22. November 2020 in Waldshut-Tiengen terminiert.
Christoph Keller, 1963 in St.Gallen geboren, studierte Slawistik und Amerikanistik an den Universitäten Genf und Konstanz. In seiner Jugend wurde bei ihm eine unheilbare spinale Muskelatrophie diagnostiziert, was er in seinem autobiographischen Roman «Der beste Tänzer» verarbeitete. Keller schreibt Dramen und ist Übersetzer aus dem Russischen. Mehrere seiner Bücher gingen aus der Zusammenarbeit mit dem Schweizer Schriftsteller Heinrich Kuhn hervor. Keller ist mit der amerikanischen Lyrikerin Jan Heller Levi verheiratet und lebt heute in St.Gallen und New York.