Das ist tatsächlich eine hohe Quote. Welches Risiko birgt der Fachkräftemangel für Firmen und Personalleiter?
Firmen, die technologisch führende Produkte anbieten, wie wir es tun, sind auf Fachkräfte angewiesen. Für Entwicklung, Herstellung und Vertrieb sind sie unerlässlich. Somit sind die Fachkräfte für die Zukunftssicherung einer Firma Voraussetzung – also auch für uns.
Und was tut die Starrag, um diesen Negativtrend entgegenzuwirken?
Als wichtige Investition in die Zukunft sehe ich das Erweitern der Ausbildungskompetenz: So haben wir die Kapazität des Ausbildungszentrums am Standort Rorschacherberg verdoppelt und zusätzliches Ausbildungspersonal eingestellt. Starrag schafft so optimierte Schulungsbedingungen nicht nur für eigene Mitarbeiter, sondern auch für andere Unternehmen der Region. Alles in allem baut Starrag aktuell in Ergänzung zu den externen Bildungszentren in St.Gallen und Heerbrugg ein breites Ausbildungsportfolio auf, kann heute bereits wegweisende Ausbildungsmodule für alle MEM-Berufe anbieten und richtet das eigene Ausbildungszentrum Schritt für Schritt an der Berufsbildungsreform der MEM-Branche aus.
Würden Sie sagen, dass Arbeitnehmer anspruchsvoller geworden sind?
Ja, junge Fachkräfte sind schon anspruchsvoller geworden. Sie erwarten viel vom Arbeitgeber, sind aber gleichzeitig sehr gut ausgebildet und motiviert, einen grossen Beitrag zum Erfolg zu leisten und hohes Engagement zu zeigen. Zudem haben sich die Ansprüche generell verändert: Die Arbeitnehmer erwarten nicht nur ein angemessenes Gehalt, sondern wollen von ihren Aufgaben begeistert werden. Wir können sie als Arbeitgeber aber nur dann begeistern, wenn wir weiche Faktoren berücksichtigen. Wir achten daher schon bei der Ausbildung darauf, dass wir den Auszubildenden Werte wie Vertrauen, Teamgeist, Fairness, Stolz und Respekt vermitteln. Und wenn man das als Firma auch noch vorlebt, fällt es einem leichter, Fachkräfte und Lernende zu gewinnen.
Was ist zielbringender: Fachkräfte aus anderen Teilen der Schweiz oder dem Ausland zu rekrutieren?
Auch Starrag kommt nicht ohne Fachkräfte aus dem Ausland oder anderen Teilen der Schweiz aus: Doch es hat sich bewährt, zunächst in der Region nach Arbeitskräften zu suchen und sie dann in eigner Regie aus- oder weiterzubilden.
Die meisten Ihrer Fachkräfte stammen also aus der Region?
Ja. Doch wollen wir als Arbeitgeber so attraktiv sein, dass wir noch mehr Fachkräfte auch aus anderen Regionen anziehen können! Mit Standort nahe der Landesgrenze heisst Region auch Einbezug von Grenzgängern. Der Konkurrenzkampf unter den Regionen ist besonders in der Bodensee-Region mit ihrer hohen Dichte an Hightech-Unternehmen aber hoch.
Besteht die Gefahr, dass Produktionen wegen dem Fachkräftemangel ins Ausland verlagert werden?
Dieses Risiko lässt sich nie ganz ausschliessen, doch wir wirken dem mit unserer Ausbildungsinitiative bisher erfolgreich entgegen. Hinzu kommt: Die anderen Länder in Mitteleuropa leiden genauso wie die Schweiz unter Fachkräftemangel.
Müsste die Politik aktiv werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?
Die Schweiz befindet sich meines Erachtens auf dem richtigen Weg, indem sie mit der derzeit laufenden Berufsbildungsreform der MEM-Branche viele Berufe attraktiver macht. Wir folgen diesem Weg und schaffen die notwendige Struktur für die Reform, die in zwei Jahren greifen soll.