Infrarotlicht (IR) ist für Menschen unsichtbar. Manche Tiere, etwa Klapperschlangen oder blutsaugende Fledermäuse, können IR-Strahlung jedoch wahrnehmen und zur Nahrungssuche nutzen. Doch auch für Menschen wäre eine Sehfähigkeit im kurzwelligen IR-Bereich («short wave infrared», SWIR) bisweilen nützlich.
Allein mit Hilfe von Sternenlicht könnte man dann auch in der Nacht recht scharf sehen. Für Mechaniker wäre die Hitze einer Lötspitze auf den ersten Blick erkennbar. Und Obsthändler könnten beschädigte Ware erkennen, noch bevor der Fäulnisprozess beginnt.
Doch IR-Licht hat ein «Problem»: Es ist schwächer als sichtbares Licht und als UV-Licht auf der anderen Seite des Lichtspektrums. Während also UV-Licht in einer Diskothek weisse Hemden und Zähne der Tänzer blau leuchten lässt – dazu braucht es nur einen fluoreszierenden Farbstoff im Waschmittel –, ist IR-Licht fürs menschliche Auge nur schwer sichtbar zu machen. Denn Farbstoffe können zwar energiereiches Licht direkt in energieärmeres umwandeln, nicht aber energiearmes in energiereiches.
Eine ganze IR-Kamera auf einem Chip
IR-Kameras brauchen also Elektronik, um IR-Licht einzufangen, einen elektronischen Verstärker und schliesslich einen Bildschirm, der das künstlich erzeugte Bild anzeigt. Das kostet Geld. Heute übliche SWIR-Kameras für den Industrieeinsatz kosten um die 7000 Franken.
Den Empa-Forschern Roland Hany, Karen Strassel, Wei-Hsu und Michael Bauer ist es nun gelungen, SWIR-Licht mit einem einzigen Bauteil einzufangen und sichtbar zu machen. Der an der Empa entwickelte Baustein ist im Grunde ein OLED-Display mit drei weiteren Zusatzschichten (siehe Grafik).
Das SWIR-Licht fällt durch eine elektrisch leitfähige Glasscheibe auf eine Farbstoffschicht in einem Photodetektor. Dort beginnen Elektronen zu wandern – diese Wanderungsbewegung wird durch eine elektrische Spannung verstärkt. Die elektrischen Ladungen wandern dann in die OLED-Schicht und erzeugen dort einen grünen Lichtpunkt.
Eine elektronische Signalverarbeitung durch einen Rechner ist nicht nötig: Das einfallende (unsichtbare) SWIR-Licht wird gewissermassen «analog» verstärkt und direkt auf dem Bildschirm angezeigt. Die Farbe des emittierten sichtbaren Lichts – blau, grün, gelb oder rot – lässt sich durch die Wahl des Farbstoffs in der OLED einstellen.