Tag gegen Nacht, Weiss gegen Schwarz, Männer gegen Frauen, Zivilisation gegen Natur, Macht gegen Ohnmacht: «Die Zauberflöte» scheint durchzogen von einer klaren Werteordnung. Lernt man das Werk zunächst als Märchen kennen, entpuppt sich die meistgespielte Oper der Welt beim genauen Hinsehen als viel komplexer und rätselhafter, als es der erste Anschein vermuten lässt. Das Stück präsentiert sich zugleich als zauberhaftes Märchen, Wiener Vorstadttheater und feierliches Mysterienspiel. Es lohnt sich daher, immer wieder neu auf dieses Meisterwerk zu schauen.
Königin der Nacht rückt in den Mittelpunkt
Am Theater St.Gallen hat sich Guta Rau des rätselhaften Stoffs angenommen und mit neuen Dialogen und Umstrukturierungen eine Interpretation realisiert, die einen humor- und fantasievollen Blick auf den Klassiker wirft. In ihrer Deutung steht die Königin der Nacht im Mittelpunkt: Sie plant den Sturz Sarastros und seiner Priestergemeinschaft. Dabei gerät ihre Tochter Pamina zwischen die Fronten und der Prinz Tamino wird gesandt, um sie zu retten.
Zwei Debüts in St.Gallen
Guta Rau ist seit dem Beginn der laufenden Saison Spielleiterin und Regieassistentin der Sparte Musiktheater in St.Gallen. Das Bühnenbild entwarf die in St.Gallen als Produktionsleiterin tätige Marlies Pfeifer, die vor zwei Jahren bereits die Bühne für «Alice im Wunderland» gestaltet hatte. Für die Kostüme zeichnet Claudio Pohle verantwortlich. Der Kostümassistent des Theaters St.Gallen hat zuletzt Kostüme für die Oper «Cendrillon», die Monlogreihe «Radikal allein» und das Musical «Wüstenblume» kreiert. Vervollständigt wird das Leitungsteam durch die österreichische Dirigentin Katharina Müllner, die mit der «Zauberflöte» ihr St.Galler Debüt gibt.
Die Hauptrollen sind doppelt besetzt. Das teilweise neu formierte Ensemble des Theaters St.Gallen wird ergänzt durch Antonina Vesenina und Maria Kublashvili (Königin der Nacht), Libby Sokolowski (Pamina), Yorck Felix Speer (Sarastro), Pavel Kolgatin (Tamino) und den international gefeierten Schweizer Bariton Äneas Humm, der mit Papageno sein Schweizer Opern-Debüt gibt.