Ausstellungen in Bibliotheken und Archiven haben in der Regel das Ziel, die aufbewahrten Bestände besonders ansprechend zu präsentieren. In der Ausstellung «Viadana» ist das für einmal anders: Es werden keine Kostbarkeiten präsentiert, sondern zeitgenössische Kunstwerke vom Basler Künstler Andreas Frick. Darin wird die Kantonsbibliothek Vadiana als eine Form von Archiv allerdings in überraschender Weise selber zum Thema.
Archive als Fundus
Der im Rorschacherberg aufgewachsene und in Basel wohnhafte Künstler Andreas Frick befasst sich in seinem Schaffen schon lange mit dem Thema Zeit. Im Ausstellungsprojekt «Viadana» setzt er sich mit dem Archiv als Zeitspeicher auseinander. Dabei versteht er Archive nicht nur als Horte des Wissens und der Vergangenheit, sondern auch als Orte des steten Wandels, wo Bestände erweitert, neu geordnet, aktualisiert, ausgeschieden und umgeräumt werden.
So führt er mit der Ausstellung auch seine Arbeitsreihe «Continuum» weiter. Sie ist sein künstlerisches Archiv mit Polaroids und Fotografien von verlorenen Werken, Collagen, kleinen Zeichnungen, Objekten, Skizzen und Fundstücken aus rund 20 Schaffensjahren, die immer wieder zu neuen Konstellationen zusammengesetzt werden. Sein künstlerisches Archiv ist eine Art Speicher von visualisierten Gedanken, die neue Sichtweisen, Bezüge sowie assoziative Verknüpfungen erlauben und dem Künstler gleichzeitig als Fundus für neue Entwürfe dienen.
Die Vadiana in anderem Licht
Andreas Frick zeigt zudem im Foyer und Treppenhaus der Kantonsbibliothek Vadiana etliche weitere Arbeiten, die einen direkten Zusammenhang zum ehrwürdigen Bibliotheksgebäude herstellen. Dieses wird dadurch Teil der Ausstellung. Die gezeigten Arbeiten thematisieren in ungewohnter Weise Gebäude, Bestände und Funktion von Archiven und Bibliotheken und laden ein, das Gesehene zu interpretieren.
So zum Beispiel mit dem auf eine Marmorwand projizierten und wie eingraviert wirkenden Wortbild: «Das Licht fällt ins Zimmer auch wenn ich nicht da bin.» Auch der Ausstellungstitel «Viadana» – ein Anagramm von Vadiana – erlaubt neue Lesbarkeiten von vertrauten Inhalten.
Begleitprogramm
Die Ausstellung wird von einem vielfältigen Begleitprogramm umrahmt. Neben Führungen durch die Ausstellung mit Marina Pondini von der Kulturförderung des Kantons St.Gallen wird eine Gesprächsrunde mit dem Künstler Andreas Frick, dem Leiter der Kunstbibliothek im Sitterwerk Roland Früh und dem Staatsarchivar Stefan Gemperli veranstaltet.
In der durch Michael Zwicker (Kantonsbibliothek Vadiana) moderierten Diskussion wird die Vielfalt archivalischer Sammlungen im institutionalisierten und privaten Bereich sowie der Umgang mit ihnen aus unterschiedlichen Perspektiven thematisiert. An der Finissage setzt der Basler Musiker Balthasar Streiff das Gebäude mit Alphorn, Büchel, Tierhörnern und Artverwandtem akustisch in Szene und lässt die Ausstellung auf unerhörte Art und Weise ausklingen.