Der heutige Testspielgegner ist nicht einfach irgendein Team, sondern der Zehntplatzierte der spanischen Liga und diesjährige Cupfinalist. Das Finale jedoch ging auf den Tag genau vor drei Monaten mit 0:4 gegen den FC Barcelona verloren. Und Bilbao verfolgt eine äusserst besondere Clubpolitik, denn für den Athletic Club spielen nur Spieler, die aus dem Baskenland stammen, oder aber in einem baskischen Juniorenclub ausgebildet wurden. Trotz dieser Einschränkung musste Bilbao als einiziger Verein nebst Real Madrid und dem FC Barcelona nie aus der höchsten spanischen Liga absteigen. Und bis 2009 waren die Basken sogar spanischer Rekordcupsieger mit 24 Cuptiteln.
Gut gerüstet für den Meisterschaftsbeginn
Ein idealer Gradmesser also, auch wenn die spanische Liga erst in vier Wochen startet, während es für den FCSG schon nächsten Samstag in Lausanne ernst gilt. Und Peter Zeidlers Jungs zeigten heute von Beginn weg, dass sie gut gerüstet für den Meisterschaftsbeginn sind. Bereits in der dritten Minute spielte Nicolas Lüchinger einen Pass flach vor das Tor, wo leider kein Mitspieler einschieben konnte. Aber das Signal an die Basken war klar: Wir machen euch das Leben schwer. Die nächsten zehn Minuten waren dann eher etwas flau und ohne grosse Höhepunkte. Einzig eine Flanke der Gäste, die Lawrence Ati Zigi ohne Probleme vom etwas bewölkten St.Galler Himmel pflückte, galt es zu notieren.
Doch in der Folge kamen die Grünweissen immer besser ins Spiel und trauten sich auch mehr. Zuerst bewies Élie Youan in der 14. Minute seine Schnelligkeit und erlief noch einen Ball an der Torauslinie, wuselte sich in den Strafraum, blieb dort aber hängen. Drei Minuten später tat es ihm Boris Babić gleich, doch er spielte den Ball clever in den Rücken der Abwehr auf Victor Ruiz, der aber über den Ball haute. Weitere zwei Minuten später folgte der zweite Eckball. Seit dieser Saison sind Standards die Domäne von Ruiz. Dies nicht zum Nachteil des FCSG, denn seine Eckbälle heute waren meist gefährlich. Den ersten Corner in der 15. Minute konnte Bilbao-Goalie Ezkieta noch wegfausten. Nun klärten seine Vorderleute, allerdings nur bis zu Leonidas Stergiou. Auch dessen Schuss aus der zweiten Reihe wurde geblockt, fiel aber direkt vor die Füsse von Alessio Besio. Und der Youngster erzielte abgebrüht wie ein alter Hase seinen nächsten Testspieltreffer, nachdem er schon gegen Rappersil-Jona und gegen Altach ein Tor geschossen hatte.
2:1 schon vor Pause
Etwas überraschend hiess das Sturmduo von Beginn weg Babić/Besio, doch Trainer Peter Zeidler sagte nach dem Spiel, dass sich das Duo diesen Starteinsatz verdient habe. Und die beiden haben geliefert, denn Babić stand auch am Ursprung des 2:0, als er einen weiteren Corner provozierte. Wieder trat Ruiz den Eckball – und diesmal fand er den Kopf von Youan, der via rechtem Innenpfosten die Führung ausbaute. Doch genau 59 Sekunden nach dem Anspiel der Spanier stand es nur noch 2:1, weil Betim Fazliji unglücklich in eine Flanke von Nicholas Williams rein rutschte und den Ball für Zigi unhaltbar ablenkte. Kurz vor der Pause hätte die Kombination Eckball Ruiz und Kopfball Youan beinahe einen weiteren Treffer zur Folge gehabt (41.), und auch Babić kam nach einem weiteren Corner von Ruiz noch zu einer Topchance (45.), doch es blieb beim verdienten 2:1 zur Pause.
Nach dem Seitenwechsel wechselte Chefcoach Zeidler auf fünf Positionen: in der Abwehr gleich drei von vier Spielern, nur Fazliji blieb auf dem Feld, und auch die Sturmspitze hiess nun Duah/Schubert statt Babić/Besio. Das Mittelfeld hingegen blieb bis zum nächsten Wechselblock in der 72. Minute zusammen. Captain Görtler und Youan auf der Seite, Diakité als Sechser und Ruiz hinter den Spitzen haben überzeugt. Und Fazliji sehe er schon eher als Innenverteidiger, so Zeidler nach dem Spiel, obschon er mit seiner Spielintelligenz auch auf der Sechserposition spielen könne.
Sieg nie gefährdet
Das Sturmduo Duah/Schubert brauchte ebenfalls rund eine Viertelstunde Anlaufzeit. Doch dann fasste sich Fabian Schubert in der 60. Minute aus etwas mehr als 20 Metern ein Herz, sein Schuss ging allerdings knapp am Tor vorbei. Nicht einmal zwei Minuten später war es dann Kwadwo Duah, der nach Vorarbeit von Sturmpartner Schubert um ein paar Zentimeter den Ball und somit das 3:1 verpasste.
Die Überlegenheit des FC St.Gallen hielt an, auch nach der 72. Minute, als Zeidler noch die restlichen fünf Feldspieler auswechselte. Es kamen die jungen Jaćović, Staubli, Schmidt, die Stuttgarter Leihgabe Münst und Nuhu aufs Feld. Zigi im Tpr spielte als einziger 90 Minuten durch. Erfreulich war, dass auch die letzten 18 Minuten die Mannschaft nur eine Richtung kannte, nämlich vorwärts. Das dritte Tor fiel zwar nicht mehr, doch gegen hinten hatte man den Gegner auch im Griff, der Sieg schien zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Und das nicht gegen irgendeinen Club, sondern gegen den Athletic Club aus Bilbao.
Am Sonntag folgt gleich das nächste Testspiel: Um 10:30 Uhr spielt der FCSG gegen den FC Uzwil.