Kanton und Stadt St.Gallen planen zusammen mit den Helvetia-Versicherungen, eine Bibliothek am Standort Union/Blumenmarkt zu errichten. Die gemeinsame Bibliothek wird als «Public Library» – als Bibliothek für alle – konzipiert. Das Projekt ging an Architekten aus Berlin. Kostenpunkt: 137 Millionen Franken.
Kaum ist das Projekt veröffentlicht, schon gibt es die ersten Kritiker. So finden es beispielsweise die Jungfreisinnigen des Kantons falsch, für eine Sanierung gegen 140 Millionen auszugeben. Remo Daguati, FDP-Stadtparlamentarier und Standortexperte, geht noch weiter: Er hält vor dem Union-Gebäude einen «Fridays for smart jobs»-Streik ab. «Ein Bürogebäude mit privatwirtschaftlich wertvollen Arbeitsplätzen an bester Lage soll für das geplante Bibliotheksgebäude einer staatlichen Dauernutzung weichen? Das soll die Innenstadt beleben? Überlegungen, wie man den Rückgang von Unternehmensdienstleistungen stoppt, fehlen! Dagegen wehre ich mich.»
Keine wirtschaftlichen Impulse?
«Gegen Bibliotheken kann man kaum argumentieren – man wird vom politischen Gegner als dumm und unbelesen gebrandmarkt. Dennoch wird ein politischer Diskurs auf uns zukommen, ob und wie unsere Stadt die Sanierung von Museen und Hallenbädern, ein überdimensioniertes Busdepot sowie eine neue Bibliothek finanziell stemmen kann. Sie wird sich mit der neuen Bibliothek nochmals annähernd 50 Millionen Investitionen aufhalsen», sagt Daguati.
Die Mehrheiten hierfür seien in der Stadt aber auf sicher. Ob der Gesamtkanton der stagnierenden, links-grün dominierten Kantonshauptstadt eine neue Bibliothek als kantonale Entwicklungshilfe zur Belebung ihrer Innenstadt gönnt, werde die heissere politische Frage sein. «Denn es könnte sich rächen, dass unser stagnierender Kantonshauptort kaum wirtschaftliche Impulse für sein Umland generiert und seine Erreichbarkeit wo immer nur möglich verringert. Sein Umland ist weder dumm noch unbelesen.»