«Mitarbeiter wollten schon vor der Pandemie flexibler arbeiten, als es die Unternehmen tatsächlich anboten», fasst Petra Kugler vom Institut für Unternehmensführung an der OST die Ergebnisse ihrer ersten Befragung von Angestellten und Unternehmen vor der Pandemie zusammen. Die Aussagen stammten von Mitarbeitern aller Branchen, aller Unternehmensgrössen, aller Hierarchiestufen und aller Generationen. «Oft waren es die Unternehmen, die zögerten, ein solches System zuzulassen. Denn es gab wenig Erfahrung mit den Modellen und gefühlt weniger Kontrolle über die Angestellten », erklärt Kugler.
Hybride Arbeitsmodelle gewünscht
Die Erkenntnisse, die Kugler aus der ersten Befragung von Angestellten erhielt, bestätigten sich bei der zweiten Befragung während des ersten Shutdowns im April und Mai 2020: «Obwohl viele Unternehmen noch keine oder wenig Erfahrung mit flexibler Arbeit hatten, wurden erstaunlich viele positive Erfahrungen gemacht», hält Kugler fest. «Die Befragten nahmen vor allem eine Steigerung von Produktivität und Effizienz, aber auch Zeitersparnis, mehr Selbstbestimmung und mehr Ruhe zum Arbeiten wahr», so Kugler.
Doch braucht flexibles Arbeiten auch Veränderungen und neue Rollen: «Es fehlen etablierte Strukturen, welche die Arbeit erleichtern und der – vor allem informelle – Austausch mit den Kollegen», so Kugler. «Führung scheint insgesamt in der Menge abzunehmen und einen neuen Charakter zu erhalten», stellt Petra Kugler fest. Die Befragten waren vor allem gut ausgebildete Personen in Wissensberufen, etwas weniger klar sind die Aussagen z.B. zu handwerklichen Berufen. «Die meisten Befragten wünschen sich ein hybrides Arbeitsmodell mit zwei bis drei Tagen Homeoffice pro Woche, welches das Beste aus beiden Welten vereint», fasst Kugler zusammen.
Digitalisierungsschub am Ostschweizer Kinderspital
Wie sieht es nun konkret mit flexibler Arbeit aus? Das Ostschweizer Kinderspital etwa musste sich wie andere Unternehmen beim ersten Lockdown quasi über Nacht neu organisieren – Homeoffice war nur für die Administration vollständig umsetzbar, und dort bestand diese Möglichkeit bereits vor der Pandemie. «‹Dank› Corona gab es aber in allen Bereichen einen Digitalisierungsschub», erklärt Gudrun Haager, Leiterin Organisationsentwicklung bei der Stiftung Ostschweizer Kinderspital. «Wir mussten uns in kurzer Zeit digital organisieren und neu aufstellen», so Haager. So gehörten Videokonferenzen zur neuen Tagesordnung, und Rapporte von Ärzteteams wurden «hybrid» abgehalten – mit Ärzten vor Ort und weiteren Beteiligten via Videotelefonie, um die Vorgaben des BAG zu erfüllen. «So schaltete sich ein Arzt oder eine Pflegefachperson vom Büro im Kispi zu einem Rapport vor Ort oder zu einer Videokonferenz in einem anderen Spital zu», verdeutlicht Haager.