Laut dem Postulat von Daniel Bosshard (Grüne) machen Wegwerfwindeln rund zehn Prozent der Gesamtmenge unseres Haushaltkehrichts aus. Ein Kind benötige bis zum «trocken» werden knapp 5'500 Windeln und produziert während diesem Lebensabschnitt insgesamt über eine Tonne Nassmüll.
In der Stadt St.Gallen landen somit jährlich schätzungsweise um die 800 Tonnen an verschmutzen Wegwerfwindeln in den gebührenpflichtigen Abfallsäcken. Die Herstellung von Wegwerfwindeln beanspruche grosse Mengen an Ressourcen. Denn nach der Benutzung werden die Windeln in der der Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt, was wieder Energie kostet und Co2-Ausstoss verursache.
Mehrweg- statt Wegwerfwindeln
Eine ökologische Alternative wären Mehrwegwindeln bzw. Stoffwindeln. Deren Ökobilanz schneide in der Regel deutlich besser ab, hänge aber auch vom Verhalten der Verbraucher ab. Die Anwendung sei genauso einfach wie bei Wegwerfwindeln. Nachdem das Kind «trocken» geworden ist, können sie zudem einem anderen Kind weitergegeben werden. Neben den ökologischen Vorteilen gäbe es laut dem Poltiker auch gesundheitliche Vorteile; so sind sie atmungsaktiver und hätten ein niedrigeres Risiko für Windeldermatitis.
Kostenpunkt stellt Hemmschwelle dar
Ein grosser Nachteil bei Mehrwegwineln ist aber der Kostenpunkt, denn schliesslich müssen diese auf einmal angeschafft werden. Die Anfangsinvestitionen liegen zwischen 500 und 700 Franken. Diese Kosten stellen für viele Familien eine hohe Hemmschwelle zur Verwendung von Mehrwegwindeln dar, obwohl diese auf Dauer günstiger als Wegwerfwindeln wären.
St.Galler als Vorreiter?
Eine finanzielle Untersützung bei der Anschaffung durch die öffentliche Hand könnte den Verbrauchern die Entscheidung erleichtern, das System der Mehrwegwindeln zu erproben. In Deutschland und Österreich weisen bereits zahlreiche Städte eine entsprechendes Förderinstrument auf. In der Schweiz sei noch keine Gemeinde bekannt, die über ein solches Förderinstrument verfügt. Die Stadt St.Gallen könnte also mit der Einführung national eine Vorreiterrolle übernehmen, schreibt Bosshard.
Deshalb beauftragt er den Stadtrat zu prüfen, ob und wie die Verwendung von Mehrwegwindeln anstelle von Wegwerfwindeln zur Abfallvermeidung und zur finanziellen Entlastung junger Eltern durch die Stadt gefördert werden kann.
Über die Windel-Thematik wird sich das Parlament voraussichtlich im Herbst diskutieren.