Nach einer zweijährigen Projektphase hat am 1. Januar 2021 die Spitex St.Gallen AG ihren operativen Betrieb aufgenommen. Der Start verlief alles andere als reibungslos, und so sorgten unzufriedene Mitarbeiter, die sich bei den Medien meldeten, Kündigungswellen und die Politik, die sich einschaltete, für Schlagzeilen. Nun meldet sich die Spitex St.Gallen AG unter der Geschäftsleitung von Michael Zellweger zu Wort und nimmt Stellung zu den Vorwürfen.
Man sei sich bewusst, dass die Zusammenführung der vier Spitex-Vereine in St.Gallen neue Herausforderungen für die Mitarbeiter bedeutet und zu Unsicherheiten führe. Vor diesem Hintergrund begrüsse die Spitex St.Gallen AG, dass der politische Entscheid zur Einheits-Spitex und das Erkennen der Mehrwerte einer vereinten Organisation von einem überwiegenden Teil der Belegschaft getragen werde.
Eine zusätzliche Herausforderung stelle die Corona-Pandemie dar, die den generell steigenden Bedarf an ambulanter Hilfe und Pflege akzentuiert. Covid-19 habe zu einem Rückgang von Alters- und Pflegeheimeintritten geführt, und die Spitäler entliessen ihre Patienten früher als in der Vergangenheit.
Erhöhte Fluktuation in den Anfangsmonaten
Im Vergleich mit dem Vorjahr startete die Spitex St.Gallen AG bereits mit einer tieferen Anzahl Mitarbeiter. Aufgrund des bevorstehenden Zusammenschlusses hielten sich die ehemaligen Spitex-Vereine mit ihren Rekrutierungsanstrengungen zurück. Dies müsse von der Spitex St.Gallen AG nun aufgefangen werden. Erschwerend kam hinzu, dass sich 25 Angestellte der früheren Spitex St.Gallen-Ost entschieden haben, die Organisation zu verlassen.
Durch Pensionierungen und Kündigungen kommen zwölf weitere Abgänge dazu. Insgesamt entspricht dies 23,85 Vollzeitstellen. Im Gegenzug konnten seit Jahresbeginn dank grossen Anstrengungen 30 neue Mitarbeiter (22,7 Vollzeitstellen) rekrutiert werden. Durch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern und den Einsatz von temporären Angestellten könnten zudem allfällige Engpässe kompensiert werden, heisst es im Communiqué.
«Ein Grossteil der Mitarbeiter ist motiviert»
Die erhöhte Fluktuation täusche darüber hinweg, dass der Grossteil der aktuell 141 Mitarbeiter aufgeschlossen gegenüber der neuen Organisation und mit grossem Einsatz dabei seien. Die bis dato neu eingestellten Personen seien motiviert und mit viel Tatkraft und Neugier in ihre neue Tätigkeit gestartet.
Die allgemein angespannte Personalsituation in der Pflege, insbesondere in der ambulanten Versorgung, bedeutet aber eine zusätzliche Herausforderung. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, fördert die Spitex St.Gallen AG den Pflegenachwuchs, biete vielseitige Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für ihre Mitarbeiter und ermögliche Wiedereinsteigern die Rückkehr ins Arbeitsleben.
Diese Personalprozesse könne dank des Aufbaus der professionellen, den heutigen Standards entsprechenden Personalabteilung strukturiert angegangen werden. Zudem wurde im März allen Mitarbeitern das Wahlreglement für die Personalkommission zugestellt. Die Wahl der Personalkommission findet Ende Mai 2021 statt.
Basis für gemeinsames Verständnis der Pflegequalität gelegt
«Die Pflegephilosophie hat sich seit dem operativen Start der Spitex St.Gallen AG nicht verändert. Das Qualitätsverständnis basiert auf den Empfehlungen für die Mitarbeiter in der Hilfe und Pflege zu Hause von Spitex Schweiz und auf den Vorgaben in den Administrativverträgen mit den Krankenversicherern. Im Hinblick auf die Zusammenführung gab es gewisse Angleichungen in der Aufbau- und Ablauforganisation – nicht zeitgemässe Arbeitsprozesse wurden korrigiert und digitalisiert, die Leistungserfassung vereinheitlicht sowie Strukturen angepasst», heisst es seitens der Spitex St.Gallen AG.
Damit stelle sie sicher, dass alle Klienten, unabhängig davon, wo im Stadtgebiet sie wohnen, eine qualitativ gleichwertige Pflegedienstleistung erhalten. Die Versorgung mit Pflegeleistungen sei jederzeit gewährleistet.