Die Weber Bekleidung AG wird in der dritten Generation von Erich und Inge Weber geführt, und mit den Kindern Lukas und Vera ist bereits die vierte im Unternehmen aktiv. Und dies in einer Branche, die sich in einem immer härteren Umfeld behaupten muss. «Früher hiessen unsere Mitbewerber Spengler und Hugentobler. Heute Zalando, Konstanz oder Vorarlberg», sagte Weber.
Doch das schreckt die Familie Weber nicht: Während andere ihr Filialnetz ausdünnen, hat sich Weber für eine Vorwärtsstrategie entschieden. Im Frühling 2018 übernahm er mit seiner Frau Inge die Anteile seiner beiden Cousins an Mode Weber und eröffnete Geschäfte in Rorschach sowie in Wil. In St.Gallen übernahm er per Ende 2018 das alteingesessene Schuhgeschäft Elisabeth Berger – und im Februar 2019 hat Weber mit der «Butikk» am Multertor ein «urbanes, modernes Damenhaus» eröffnet – das 22. Mode-Weber-Ladengeschäft zwischen Winterthur, St.Margrethen und Chur nota bene.
Erich Weber, was ist für Sie persönlich Luxus?
Beruflich gesehen ist es für mich ein Luxus, in einem KMU-tätig zu sein und somit unabhängig, frei und nach unseren eigenen Kriterien Entscheide treffen zu dürfen.
Sie verkaufen vor allem Mode im mittleren und Hochpreissegment. Sind Sie also grundsätzlich in einem Luxussegment tätig?
Unser Sortiment reicht bis ins Hochpreissegment, wir decken aber eine breite Zielgruppe ab. Unsere Hauptzielgruppe liegt aber sicherlich in einem mittleren Preissegment. Wir wollen für alle Ostschweizer gute Qualität mit einem top Modegrad zu einem vernünftigen Preis bieten können.
Wie wichtig ist es in Ihrem Geschäft, laufend mit Neuerungen zu überraschen?
Das ist für uns absolut zentral und wir sehen das auch als eine unserer Stärken. Wir sind stets darum bemüht, unser Sortiment spannend, abwechslungsreich und überraschend zusammenzustellen. Wir wollen, dass unsere Kunden gerne zu uns kommen und immer wieder Neues entdecken können. Diese Neuerungen reichen dann von frischen Labels über Accessoires bis hin zu Events.
Und was liegt momentan bei den Damen und bei den Herren besonders im Trend?
Es ist schwierig, einen grossen Trend zu formulieren, vielmehr sind es viele verschiedene Stilrichtungen unserer Zielgruppen, die sich immer wieder entwickeln; diese Saison stehen sicher die spannenden, neuen Farbthemen im Zentrum. Daneben sehen wir ein starkes Interesse unserer Kunden am Thema Nachhaltigkeit.
Apropos Trend: Wie schaffen Sie es, immer nahe am Geschehen zu sein, sprich die neusten Trends in den Läden zu haben?
Wir sind in unserem Einkaufsteam sehr viel unterwegs. Die wichtigsten Destinationen sind für uns Mailand, Paris, Düsseldorf und Kopenhagen. Vor allem Kopenhagen ist momentan sehr inspirierend. Wir sehen dort sowohl an den Modemessen als auch auf den Strassen viele coole, frische Looks. Die Mode ist bunt und widerspiegelt das fröhliche skandinavische Lebensgefühl. Diese Trends aus den wichtigen Modemetropolen wollen wir zu uns in die Ostschweiz holen.
Sie haben vorher die Nachhaltigkeit erwähnt. Wie steht es damit wirklich in der Modeindustrie?
Die Nachhaltigkeit ist in der Branche inzwischen zu einem wichtigen Thema geworden und die Bemühungen zu einer ökologischeren Produktion und zu Verbesserungen bei den Produktionsbedingungen sind ernsthaft. Das Thema ist aufgrund der globalen Liefernetzwerke aber sehr komplex. Es ist eine Herausforderung, Transparenz über die ganze Lieferkette zu schaffen und diese womöglich auch durchgehend zertifizieren zu lassen. Natürlich gibt es in der Branche auch Negativbeispiele, bei denen die Bestrebungen nur oberflächlich sind (greenwashing). Wir nehmen dieses Thema aber ernst und versuchen, über unser ganzes Sortiment hinweg mit Labels zu arbeiten, die ihre Produkte unter guten und fairen Bedingungen produzieren lassen. In unserer neuen Filiale am Multertor in St.Gallen legen wir den Fokus ganz bewusst auf Labels, die in Sachen Nachhaltigkeit zu den absoluten Vorreitern in der Branche zählen.
Ihr Familienunternehmen trotzt dem Ladensterben schon seit geraumer Zeit. Entgegen aller Widrigkeiten expandiert Mode Weber stetig und spezialisiert sich in verschiedenen Fachrichtungen. Wie kommt das?
Die Situation in der Branche ist schwierig, das beschäftigt auch uns stark. Wir denken aber, dass wir den Herausforderungen aktiv entgegentreten wollen und nicht passiv abwarten. Wir glauben an unsere Projekte und dass wir damit erfolgreich sein können. Es spielen aber auch Zufälle eine Rolle. Gerade bei unseren letzten zwei grösseren Projekten, der Weber Butikk Multertor und bei Elisabeth Berger war dies so. Eine Boutique mit grossem Bezug zur Nachhaltigkeit war zwar schon länger ein Wunsch von uns. Wir waren aber sehr überrascht, als wir plötzlich die Möglichkeit erhielten, diese in einem der schönsten Gebäude der Stadt umsetzen zu dürfen. Kurz darauf folgte Elisabeth Berger, als wir eigentlich noch keine neuen Projekte ins Auge gefasst haben.
Sie betonen gerne die Toggenburger Herkunft von Mode Weber. Wie wichtig ist die regionale Verankerung heute, im Zeitalter der Globalisierung, denn noch?
Die Globalisierung spielt sicher auch in unserer Branche eine grosse Rolle. Die Leute reisen, unsere Konkurrenten sind plötzlich auch in den grossen Städten zu finden. Dennoch ist uns unsere Herkunft wichtig. Wir fühlen uns in der Ostschweiz verankert und verbunden. So fiebern wir mit dem FCSG mit und fühlen uns in der Ostschweiz zu Hause.
Auf Online-Shopping verzichten Sie ganz. Weshalb?
Wir haben uns intensiv mit dem Thema Online-Shopping auseinandergesetzt. Ein Online-Shop ist für uns nicht realisierbar. Die Investitionen wären riesig. Wir können uns aber dem Thema Digitalisierung nicht verschliessen. Momentan wollen wir vor allem unsere Kommunikation auf den digitalen Kanälen verstärken.
Wie wichtig sind Labels heute? Wird Mode noch nach Marken gekauft?
Gerade in den höheren Preissegmenten spielen Labels eine grosse Rolle. Wir haben zudem auch viele Marken schon über Jahre hinweg in unserem Sortiment. Das schafft Verlässlichkeit und Vertrauen. Entscheidend für den Erfolg ist aber vor allem auch unser Team. Daneben sind spannende, perfekt inszenierte Sortimente und ein moderner, urbaner Ladenbau wichtige Erfolgsfaktoren.
Wen sehen Sie am ehesten als Konkurrenz – online oder Ausland?
Die Ausland-Shopper wird es wohl immer geben, trotz allen Widrigkeiten mit Stau und überfüllten Zentren. Das ist abschätzbar, aber der Anteil der Online-Verkäufe wird sich noch weiter vergrössern und in Zukunft unsere Einkaufstätigkeit massgeblich bestimmen. Entsprechend ist es für den stationären Handel wichtig, sich optimal zu positionieren und auch das entsprechende Umfeld in attraktiven Städten vorzufinden.
Zum Schluss: Mit Ihren Kindern Vera und Lukas Weber steht die vierte Generation in den Startlöchern. Wie stark sind die beiden schon in die Geschäftsleitung eingebunden?
Vera und Lukas bestimmen zusammen mit meiner Frau Inge und mir in der Geschäftsleitung die Ausrichtung unseres Familienunternehmens. Die Nachfolge in unserem Unternehmen wurde schon seit längerer Zeit vorbereitet, um optimale Bedingungen für das Weiterbestehen unseres Familien-Unternehmens zu sichern.
Und wann wird die «Stabsübergabe» geschehen?
Bald.